Foto: Nilz Böhme

Voller Hoffnung und Motivation sind Robert (Timo Hastenpflug), Niklas (Ralph Opferkuch) und Moritz (Philipp Quest) aus dem Westen Deutschlands unterwegs auf den Balkan. Sie haben sich ein wenig verloren, sind als Band nicht mehr mit einer gemeinsamen Zielsetzung unterwegs. Eher politisch sind sie gestartet und dann, naja, man(n) lebt sich auseinander. Ist halt auch eine Art Beziehung. Nun also der letzte Versuch, den Bruch zu verhindern und die Bande zu erneuern. Die Stimmung ist ausgelassen, 18 Stunden Fahrt bis zur Ankunft beim Festival. Xylophon, Gitarre, Rassel und Klavier sowie selbstgeschriebene Texte sind die Wegbegleiter. Gegen Sex, Drugs und Rock’n’Roll haben sie sich verschrieben. Kapitalismus ist nicht ihrs, aber von irgendwas muss man leben … Anpassungsfähig ist sie, die Haltung zum System. Hauptsache Musik. Jetzt eben Balkanmusik.

Beim Aufwachen ist immer alles ein wenig anders. Ein bisschen strange. Strange world.

Warum ist hier schon wieder Krieg und wo sind all die Menschen? Wie, das Festival ist abgesagt? Ausnahmezustand? Sieht doch aus wie immer, oder nicht? Plötzlich kippt die Stimmung. Nein, keine Entführung sei dies, sondern eine Einladung mit Bedingungen. Eine Chance, etwas Gutes zu tun für die Revolution, für die Leute hier. Gegen Unterdrückung und Ausbeutung. Istvàn Josip Matić (Sebastian Reck) und seine Tochter Mirjana (Marie Ulbricht) nutzen die Angst der Musiker für einen höheren Zweck. Da hat doch keiner was gegen einzuwenden. Schließlich ist das ja auch eine Gelegenheit, sich wiederzufinden, Stellung zu beziehen und dann wieder nach Hause zu können. In die Ordnung und zur Struktur der deutschen Gesellschaft. Wir sind uns bewusst, dass wir auf Kosten anderer leben, aber so ist das System…

Ich bin nicht Gitarrist geworden, um mit den Händen zu arbeiten. Ich gebe der Revolution eine Stimme und damit habe ich meinen Beitrag gezahlt.

Balkanmusik ist ein publikumsnahes Konstrukt (Regie: Jan Koslowski). Selten wurde das Geschehen längs angeordnet und die Spielfläche schmal vor der Zuschauertribüne genutzt. Bis zu einem Meter rückt der Beobachter den Schauspieler*innen nahe, unmittelbar wirkt das Geschehen und die Musik schafft eine konzertante Stimmung (Bühne: Maximilian Siebenhaar). Es macht Spaß, den Darstellern der fiktiven Band zuzuschauen in ihren Uniformen: Cappi, weiße Turnschuhe und Jogginganzüge (Kostüm: Nina Kroschinske). Das Publikum beobachtet, wie sich Freunde freispielen und allein zurückbleiben, jeder für sich auf der Suche nach der Balkanmusik bzw. dem Sinn des Lebens (Dramaturgie: Laura Busch).