Foto: Andreas Lander

Im Angesicht der Weihnachtsfeiertage wird es auch im Schauspielhaus besinnlich. Oder so ähnlich. „Schöne Bescherungen“ führt den Zuschauer in das alljährlich chaotische Weihnachtsszenario einer Großfamilie. Stereotype sind hier Normalität. Frauen kümmern sich um Essen, Geschenke und Kinder, während die Männer selbst wieder Kind werden (oder es vielleicht das restliche Jahr schon waren). Alles scheint, wie es immer ist, nur dass Bunkers in diesem Jahr hohen Besuch in Gestalt eines Schriftstellers erwarten.

Im Laufe der Inszenierung von Caroline Stolz erfahren wir von den verschiedenen Konflikten der Protagonisten. Stets unterhaltsam, aber auch dramatisch und liebevoll werden diese dargestellt. Die Situationen sowie Charaktere sind überspitzt, schaffen es aber knapp an der Grenze zum Klamauk zu bleiben. Ein bisschen Kitsch ist dabei, wenn eine Handpuppe „Ich gehör nur mir“ (aus dem Musical „Elisabeth“) anstimmt, im selben Moment ist es einfach grotesk und lustig. Gleiches gilt für die gemeinsame Flötensequenz des Ensembles.

Es gibt viel zu entdecken. Das Bühnenbild (Bühne/Kostüm: Jan Hendrik Neidert, Lorena Díaz Stephens) wirkt wie ein großes Puppenhaus, das den Zuschauer einlädt, sein Innenleben und das der Menschen, die darin wohnen, zu ergründen. Ein Besuch bei „Schöne Bescherungen“ reicht nicht aus, da zu viel gleichzeitig passiert, wenn das Haus voller Leute und voller Leben ist. Die einzelnen Charaktere spiegeln in ihrer Durchgeknalltheit verschiedene Facetten der Personen, die wir zu unseren Liebsten zählen. Sie stehen für Konflikte, die wir selbst nicht gern ansprechen. Sie sind uns nicht fremd und darin liegt die Kunst des Stücks (Dramaturgie: David Schliesing).

„Schöne Bescherungen“ zeigt auf leichte Art und Weise, wie verkopft wir geworden sind, was Weihnachten, Besinnlichkeit bzw. das Fest der Liebe betrifft. Es geht nicht um Geschenke, sondern um das Beisammensein, Entschleunigung sowie Aufmerksamkeit für die Menschen, die uns wichtig sind.