Hinter dem Kloster Unser Lieben Frauen steht ein Glaskasten. Formschön, mit tollem Ausblick auf die Elbe. Viele kennen ihn wohl, aber die wenigstens haben ihn je von innen gesehen. Im Rahmen der Kulturhauptstadtbewerbung soll nun ein neuer Zweck gefunden werden.
So richtig weiß noch keiner, was hier passieren wird. In den ersten Sonnenstrahlen des Frühlings blinzelt Tamás Szalay in Richtung des KUBUS 2025, wie der Glaskasten seit Neuestem genannt wird. Früher sollten hier Busladungen von Touristen am Schleinufer ankommen und über die Treppe in die historische Innenstadt geleitet werden. Wurde dann doch anders. Zwar gab es an dieser Stelle in den letzten Jahren Wissenswertes über die Stadt zu erfahren, aber die Touristeninformation hat der moderne Bau nie ersetzt. Und nur die wenigsten Magdeburger*innen haben sich mit dem Kasten beschäftigt. Hatte bestimmt was mit Otto zu tun…

„Für mich ist das Gebäude sehr wichtig. Es ist auf historischem Boden, aber dennoch zeitgenössisch, und transparent und leer“, analysiert Tamás. Er ist seit Ende 2016 für die Bewerbung Magdeburgs zur Kulturhauptstadt verantwortlich. Das hat er schon mal durch, damals, in Ungarn. Pécs hatte sich erfolgreich als Kulturhauptstadt Europas 2010 beworben, und Tamas war mit dabei. Seine Deutschkenntnisse hat er sich durch einen Studienaufenthalt, durch die Kooperation mit der Kulturhauptstadt RUHR.2010 während seiner Zeit als kultureller Direktor in Pécs, und der Leitung eines ungarischen Kulturinstituts in Stuttgart angeeignet. Dennoch begegnen ihm viele Missverständnisse.

„Viele denken, dass wir, als Kulturhauptstadtbüro, mit einem fertigen Konzept kommen, und einfach nur Leute und Aktive einladen, mitzumachen. So ist es aber nicht gemeint. Ein Bewerbungsprozess zur Kulturhauptstadt muss ein organischer Prozess sein, der wächst.“

Dabei soll der KUBUS 2025 helfen. Die anfängliche Leere möchte Tamás auch als Metapher für den Bewerbungsprozess verstanden wissen – und über die nächsten Monate soll sich der Raum füllen: mit Menschen, mit Ideen. Einerseits soll der KUBUS 2025 Informations-, aber auch Projektraum sein.

„Das Gerüst solch einer Bewerbung steht natürlich. Da ist der Prozess sehr standardisiert, und auch viele Erfahrungen zeigen, auf was besonders geachtet werden muss. Aber den Inhalt, den müssen wir alle gemeinsam entwickeln.“

Bewerbungsabgabe ist voraussichtlich Frühjahr 2019. Derzeit werden die Schwerpunktthemen identifiziert, womit man sich bis November Zeit lassen möchte.

Aber wie können sich interessierte Magdeburger einbringen? In die Kulturhauptstadt, in die Bewerbung, in den KUBUS 2025? Erstmal geht es nur um die Präsentation des Seins. Über Displays werden schon vorhandene kulturelle Highlights präsentiert. Die Idee kam aus einem der Beiräte zur Kulturhauptstadt, die letztes Jahr im Sommer ins Leben gerufen wurden. Per se können alle sich und ihr Projekt vorstellen, eine Mail reicht. Doch ein kleines Gremium trifft alle 2 bis 3 Wochen eine neue Auswahl. Wie das genau ablaufen soll? Tamás weiß noch keine konkrete Antwort.
Allgemein wirkt der KUBUS 2025 noch wie ein undefinierter, flüssiger Raum, der seine eigentliche Form sucht. Ein wenig wirkt es, als sei er damit sehr symbolisch auch für die gesamte Bewerbung zur Kulturhauptstadt.

Projekte im Rahmen der Kulturhauptstadt finden frühestens 2020 statt, wenn der Titel offiziell an Magdeburg vergeben sein soll. Alles was bis dahin an Projekten, insbesondere im KUBUS passiert, läuft außen vor. Auch hier geht es wieder um die Vermeidung von Missverständnissen. Der Charakter und die Richtung des Inhalts sollen nicht vorweggenommen werden. Ja keine Festlegung. Stattdessen redet Tamás von Qualität, die Projekte und deren Initiativen haben sollten.

„Die Aktiven in der Stadt werden die Projektträger, nicht das Kulturhauptstadtbüro. Dann muss man schauen, welche Zukunftsvision dahintersteckt, und was das Qualitätsverständnis ist.“

Als Orientierung dienen dabei der Bewerbungskatalog und die Erfahrungen der beteiligten Expert*innen. Zwar sollen nicht nur klassische Kulturprojekte in Betracht gezogen werden, aber um eine genaue Erläuterung, was er unter Qualität versteht, windet sich Tamás herum. Der futuristische KUBUS soll dabei wie ein Raumschiff wirken – mit klarem Kurs auf 2025.

„Wir wollen wissen, mit welcher Vision an das Kulturhauptstadtjahr herangegangen wird. Wenn wir das Gefühl haben, dass sich im KUBUS Projekte präsentieren, die auch zum offiziellen Konzept passen, dann bleiben wir im Kontakt. Und idealerweise entstehen daraus konkrete Projektpläne.“

Tamás macht klar, dass dabei gar nicht so sehr klassische Veranstaltungen im Mittelpunkt stehen sollen. Vielmehr sollen im Vorfeld nachhaltige Projekte, die vor Ort Menschen aktivieren und mobilisieren, fokussiert werden. Dafür kann der KUBUS als Projektraum dienen, für Workshops oder Präsentationen. Der Bewerbungsprozess soll damit für alle greifbarer werden.

Der KUBUS als Vorselektion? Keineswegs. Eher ein Schaufenster. Tamás betont, dass nicht nur die präsentierten Projekte und Initiativen für 2025 in Betracht kommen, sondern dass das Büro immer und überall Augen und Ohren aufhalten möchte. Aber warum nicht einfach einen Projektaufruf machen? „Nein, so ist das zum jetzigen Zeitpunkt nicht gedacht. Andere Bewerbungsprozesse haben gezeigt, dass ein Aufruf, bevor der Titel vergeben wurde, eher kontraproduktiv war.“ Schon wieder so ein Missverständnis. „Damit würden wir unsere Chancen verringern, den Titel zu holen; gleichzeitig aber auch falsche Erwartungen wecken. Sowas passiert frühestens 2020, wenn der Titel sicher ist. Und dann werden wir Projektträger*innen ansprechen.“