Von Susann Frömmer

Mitte Mai fiel die erste Klappe für die TV-Serie „Magdeburg Moritzplatz“, seither arbeitet eine etwa 25-köpfige, jugendliche Crew emsig an der Umsetzung der ersten Staffel. Ihr Ziel: Geschichten aus der Neustadt erzählen, vor allem ihre eigenen.

„Magdeburg Moritzplatz“ ist ein medienpädagogisches Projekt des Offenen Kanals Magdeburg, das sich inhaltlich – wie der Titel schon sagt – mit einem Ort auseinandersetzt, der Diskussionen entfacht, sobald der Name ausgesprochen wird. Zu viel Lärm, zu viel Müll, zu viel Fremdes, zu viel Angst, zu viel anders als früher. Aber doch eigentlich auch so schön lebendig, so schön vielfältig, so schön herzlich. Der Moritzplatz steht für gesellschaftliche Veränderungen, die keinesfalls nur dort stattfinden. Genug Stoff für die drei geplanten Staffeln.

© Ragnheidur Geirsdottir

Achso – nein, es wird keine Doku-Soap, kein Neustadtmärchen, kein Familie Ritter und kein Berlin Tag & Nacht… Das Projekt geht einen anderen Weg. Die Teilnehmenden sind Jugendliche zwischen 16 und 26 Jahren mit und ohne Migrationshintergrund, die in der Neustadt leben, dort zur Schule gehen oder ihre Freizeit verbringen. Um sie geht es. In Diskussionsrunden, bei Fototouren und beim gemeinsamen Improtheater haben sie mit den beiden Projektleiter*innen Susann Frömmer und Patrick Jannack Geschichten zusammengetragen, über ihre Erfahrungen, kulturelle und familiäre Hintergründe gesprochen und sich mit Konflikten bzw. Herausforderungen ihres Alltags auseinandergesetzt. Das alles waren die Bausteine, aus denen anschließend vier Protagonist*innen gebastelt wurden – fiktive, aber authentische. Unter Anleitung von Drehbuchautor Jasper Ihlenfeldt wurden Jess, Adam, Leyla und Emilia dann dramaturgisch aufeinander losgelassen. So ergaben sich Storylines, die von Fluchterfahrungen, Identitätsfindung, Familie und Religion erzählen – und immer wieder um die Frage kreisen, wo mensch Halt findet.

© Susann Frömmer

Die Phase der Drehbuchentwicklung wurde begleitet von Schauspieltraining und Workshops zu Licht, Kamera, Ton, Kostümdesign und Ausstattung. Anfang des Jahres begannen die Teilnehmenden, nach Locations zu suchen, Kostümstile festzulegen, für ihre Rollen zu recherchieren und Requisiten zu entwerfen. Regionale Organisationen konnten sowohl als Sponsor für eine Filmwohnung gewonnen werden, als auch bei der Einrichtung dieser unterstützend agieren. Dialoge wurden verfeinert, Storyboards gemalt, es fanden Testshootings statt. Und just, als es wirklich losgehen sollte, machte Corona dem Team einen Strich durch die Rechnung.

Nach fast zwei Monaten Zwangspause und ausschließlich digitalen Teamtreffen kommt das Projekt nun wieder ins Rollen. Das Drehteam ist vorerst sehr viel kleiner als geplant, aber es geht vorwärts. 13 Szenen sind im Kasten, der Rest folgt voraussichtlich bis Ende des Sommers. Eine feierliche Premiere ist für Ende des Jahres geplant, anschließend werden die vier Episoden in lokalen Kinos, im Programm des Offenen Kanals Magdeburg und auf YouTube zu sehen sein.

© Sebastian Timpe

„Magdeburg Moritzplatz“ ist ein unkommerzielles Projekt – es wird finanziert durch Fördermittel des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und den Fonds Soziokultur. Außerdem gewann es den mit 50.000 Euro dotierten Förderpreis der Stiftung „Power of the Arts“. Damit ist die Finanzierung bis Mitte 2022 abgesichert – drei Jahre Zeit, um der Neustadt und ihrer Jugend zahlreiche Geschichten zu entlocken, ihre Vielfalt filmisch zu verpacken und die Diskussion um den Moritzplatz um einige Perspektiven zu erweitern.

Mehr Infos:

www.moritzplatz-serie.de
instagram.com/moritzplatz_serie


Und so kannst du, werte*r Leser*in, zum Erfolg des Projektes beitragen:

Das Team von „Magdeburg Moritzplatz“ sucht ein Einfamilienhaus, Reihenhaus oder eine größere Wohnung, wo zwischen dem 16. und 24. Juli 2020 ein paar Tage gedreht werden darf. Am allerliebsten in der Neustadt, kann aber auch woanders stehen. Hauptsache kein Altbau. Wenn du deine Hilfe anbieten magst, dann melde dich über das Kontaktformular auf der Webseite der Serie oder deren soziale Kanäle.

Außerdem werden für einige Szenen Statist*innen gebraucht, aber das wird zu gegebener Zeit über Instagram bzw. Facebook angekündigt.


Danke an Susann Frömmer für den Blogbeitrag zum Projekt „Magdeburg Moritzplatz“ und den Blick hinter die Kulissen.

Alles Gute für euch!