„Der Hasselbachplatz hat ein Imageproblem“- so beschrieb es zuletzt der MDR im Dezember 2018. Kurz darauf war in der Volksstimme zu lesen, dass die Stadt die Stelle des „Hasselmanagers“ ausschreibe. Dies hat der Magdeburger Stadtrat beschlossen und will für 2019 35.000 € zur Verfügung stellen, um an diesem Image zu arbeiten. Frühestens ab Mai soll der/die neue Hasselmanager*in an den Start gehen.

Die Ursprungsidee stammt von der Fraktion „Bündnis 90/Die Grünen“. Diese beantragen eine Ansiedelung des Manager-Postens in einer städtischen Gesellschaft, wie etwa der MMKT (Magdeburg Marketing Kongress und Tourismus GmbH) oder einem Verein. Dort sollen auch die Büroräume geschaffen werden. Gedacht sei eine 20 Stunden-Stelle, die bestenfalls von jemandem besetzt wird, der die „Nachtökonomie weiter belebt“, z.B. eine Person, die bereits eine Kneipe betreibt. „Uns ist wichtig, dass eine Dynamik entsteht und Netzwerke geschaffen werden“ so Tom Assmann von den Grünen als Mitinitiator der Idee. Im Änderungsantrag der SPD steht, dass die Finanzierung des „Hasselmanagers“ aus Mitteln der Städtebauförderung erfolgen soll, wie bei den Quartiersmanager*innen. Sollte dies nicht gelingen, muss eine Kostenübernahme aus regulären Haushaltsmitteln erfolgen, fordern die Grünen. Assmann sieht dem Ganzen zuversichtlich entgegen, es gäbe einige Verfechter der Idee in der Stadtverwaltung. Der Mai als Startmonat sei zwar „sportlich“, der Sommer aber „realistisch“. Es wird eine öffentliche Ausschreibung geben- wo diese angesiedelt wird, ist jedoch noch nicht klar.

Was klar wird, ist, dass es noch ein paar weitere Fragezeichen gibt. Sicherlich würde ein deutlicheres Profil dieses Postens im Auswahlprozess des/der zukünftigen Hasselmager*in helfen. Diese/r soll im Übrigen durch ein Bewerbungsverfahren mit den Gastronomen ermittelt werden. Um das Profil zu umreißen, griffen wir für euch zum Hörer und telefonierten mit Mannheims „Night Mayor“, dem süddeutschen Äquivalent unseres „Hassel Savers“. Ähnliche Konzepte gibt es im Übrigen außerdem in Amsterdam und Groningen. In Deutschland ist dieses Konzept noch recht „frisch“- und Magdeburg damit fast auf einer Vorreiter-Position.

Das bringt allerdings auch mit sich, dass es allein um den Begriff ein paar Nebelschwaden gibt. Ein*e „Nachtwächter*in“? Ein*e „Quartiers- oder Geschäftsstraßenmanager*in“?! Was in London der „Night Czar“ ist, wird in Mannheim als „Nachtbürgermeister“ bezeichnet- oder aber fancy ausgedrückt als „Night Mayor“.

Dort sorgt Hendrik Meier, 27 Jahre jung, vorrangig dafür, dass sich Betreiber*innen sowie Anwohner*innen mit der Stadtverwaltung besser vernetzen. Auf die Nachfrage zu seinem Aufgabenbereich berichtet er, dass er vor allem „Gespräche führt, für die die Verwaltung nicht bereit ist“. Das kann auch einmal bedeuten, sich mit einem verärgerten Nachbarn auf einen Kaffee im Kiez zu treffen. Dies sei vor allem Sozialarbeit, denn die Bürger*innen sollen und müssen ernst genommen und gehört werden. Als „Vermittler“ oder „Sprachrohr“ dient der Night Mayor von Mannheim. Selbstverständlich ist aber auch die Bildung von Gremien, etwa unter den Wirten, wichtig. Elementar für eine Imageverbesserung: Leute zusammenbringen! Dafür sorgt Meier, indem er Veranstaltungen organisiert, wie einen Rave unter der Brücke. Dazu seien Gäste erschienen, die wider Erwarten nicht kamen, um sich zu beschweren, sondern um zu bleiben und mitzutanzen. Der selbstständige Booker kennt sich in der Kulturszene aus, was ein absolutes Muss zu sein scheint. Er benutzt Begriffe aus der modernen Städteentwicklung- beispielsweise „Pop-Ups“, „Placemaking“ und „Urban Gardening“. Sind „aus dem Boden ploppende Projekte“ auch etwas für Magdeburg? Wären Neuheiten etwas, was das Hassel-Image verbessert? Denkbar!

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Insgesamt klingt es danach, dass ein*e Nachtmanager*in eine große Freiheit zu haben scheint. „Es geht allerdings nicht um mich als Person, sondern darum, dass wir eine gute Nachtkultur hinbekommen“, betont der im August gewählte Night Mayor. Dies sei am Anfang vor allem „viel Lauf- und Pressearbeit“. Dennoch macht er seinen Job gern. Auch, wenn dies Überstunden bedeutet. Statt ausgeschriebenen 50 Stunden im Monat, kommt er eher auf durchschnittlich 30 Stunden pro Woche. Er kann Büroräume in der Stadt nutzen, also vom „Co-Working Space“ profitieren. Meier ist sich allerdings sicher: „Was ich mir wünschen würde, sind 1-2 Personen mehr, um Projekte schneller an den Start bringen zu können“. In Zürich beispielsweise gebe es ein Team von vier Personen, welche jeweils Expert*innen in Bereichen wie etwa dem Bauamt oder der Clubszene sind und basisdemokratisch abstimmen. Apropos Politik: Zwei Dinge sind laut Mannheims Nachtmanager wichtig: Der Job sollte durch jemanden besetzt werden, der die Verwaltung kennt, also an einer Schnittstelle zwischen dieser sowie den ansässigen Veranstaltern arbeitet. Außerdem könne die Neutralität nur von einer Person gewährt werden, die politisch nicht aktiv sei.

 

„Es lohnt sich, dranzubleiben“ gibt er am Telefon zu verstehen. Erste Erfolge kann der „Night Mayor“ schon jetzt erkennen. Unter anderem „Pinkel-Stationen“ stehen kurz vor der Durchführung. Die Aktion „Refill“, bei der Trinkwasser kostenlos in Gastronomie-Betrieben angeboten wird, wurde vom „Mayor“ bereits erkämpft.

Ideen für den Hassel haben sicher viele, diese zu hören und sinnvoll umzusetzen bleibt bisher auf der Strecke! Wir sind sehr gespannt, wer für unser #Boomtown Herz ins rennen geht und freuen uns auf die Ausschreibung!
 

Titelfoto ©Mara Wunderlich