Foto: Nilz Böhme

Was sich neckt, das liebt sich. Fast jede*r kennt dieses Sprichwort sowie eine der Verkörperungen durch Titania und Oberon, das Königspaar der Elfen in Shakespeare’s „Ein Sommernachtstraum“. Bis dahin also nix Neues, aber das Theater Magdeburg wagt sich seit dieser Spielzeit an eine eigene musikalische Adaption des Stückes und da wird’s interessant (Regie: Cornelia Crombholz). Teile des Schauspielensembles bilden mit Andreas Gentzsch am Schlagzeug sowie David Schwarz, dem musikalischen Leiter des Stückes, eine Live-Band. Das Ensemble singt dazu in englisch und deutsch. Die Zusammenfassung der ersten Hälfte des Stückes wird gerappt. Die Geschichte ist traditionell, weniger sind es die Kostüme (Jan Hendrik Neidert, Lorena Díaz Stephens). Hier werden unter anderem klassische mit sportlichen Elementen kombiniert und in knalligen Farben arrangiert. Was dahintersteckt ist nicht ganz schlüssig, aber wir befinden uns schließlich im Sommernachtstraum. Da sind realistische Maßstäbe unangebracht. Vom Farbkonzept heben sich sowohl die Handwerker, als auch fast alle Elfen ab. Sie agieren dezent in schwarz, weiß und grau. Die männlichen Elfen bestechen durch Tütüs. Ein echter Hingucker, aber zurück zur Geschichte.

Theseus will Hippolyta heiraten. Zur Feier soll es ein umfangreiches Unterhaltungsprogramm geben und viele Bürger Athens sind eingeladen. Für diesen Anlass probt die Handwerkertruppe (Daniel Klausner, Ralph Opferkuch, Matthias Rheinheimer, Thomas Schneider, Burkhard Wolf) ein Stück ein und dieses Stück im Stück bildet einen der Höhepunkte dieser Inszenierung von „Ein Sommernachtstraum“. Bevor das Hochzeitsstück zur Aufführung kommt, erliegt einer der Handwerker dem Unsinn des Elfen Puck, der zu einem höchst amourösen Abenteuer mit Titania führt. Ein weiteres Element von Shakespeare’s Geschichte sind Hermia (Léa Wegmann), die in Lysander (Marian Kindermann) verliebt ist und auch er liebt sie. Gleichfalls fühlt sich Demetrius (Lukas Paul Mundas) zu Hermia hingezogen, was Helena (Maike Schroeter) in tiefe Verzweiflung stürzt, da sie doch Demetrius verfallen ist. Von diesen Liebeswirrungen erfährt Elfenkönig Oberon (Oliver Niemeier) und bittet seinen Getreuen Puck, Helena zu ihrem Glück zu verhelfen, doch Puck vergrößert das Chaos unbeabsichtigt durch sein Handeln und ergötzt sich daran. Carmen Steinert als Puck ist eine weitere glanzvolle Komponente dieser Inszenierung. Grandios ist der Zusammenfassungsrap zu Beginn des zweiten Teils, der alles bisher Geschehene konzentriert. Puck erfreut sich seiner Missetaten, spielt mit den magischen Möglichkeiten und ist doch ganz Oberon verpflichtet. Oberon, der sich so herrlich mit Titania (Antonia Sophie Schirmeister) zofft. Die Elfenkönigin und ihr Gatte nehmen sich nichts in ihren anstößigen Handlungen und derben Gesten.

Zu guter Letzt hervorzuheben, ist das Bühnenbild  (Jan Hendrik Neidert, Lorena Díaz Stephens). Sparsam und doch vielfältig sieht sich das Publikum einer halbrunden Bretterwand auf einer Drehbühne gegenüber. An der Rückwand der Bretter ist eine Art Baugerüst angebracht, das zum Klettern und Abhängen einlädt. Ein leicht durchsichtiger Vorhang sorgt für romantische bzw. mystische Stimmung. Links neben dem Bretterkonstrukt ist die Band platziert, welche dem Stück einen besonderen Klang verleiht (Musik: Maren Kessler, David Schwarz).

„Ein Sommernachtstraum“ als Musical lotet Grenzen aus und besticht dabei mit Charme, Dramatik, Fantasie sowie Unterhaltsamkeit (Dramaturgie: Laura Busch).