VORTRAG | TäterInnen im Nationalsozialismus. Ein Beitrag zur politischen Psychologie

Mi12Feb20:00Mi22:00VORTRAG | TäterInnen im Nationalsozialismus. Ein Beitrag zur politischen Psychologie Veranstalter*inForum GestaltungBrandenburger Straße 10, 39104 Magdeburg, Germany20:00 - 22:00(GMT+01:00)

Event Details

Vortrag von Prof. Wolf Ritscher anlässlich der Ausstellung „Die Künstlerinnen Loewenthal“

Nationalsozialistische Täter und Täterinnen: Thesen zu den sozial-psychologischen, ideologischen und soziokulturellen Grundlagen ihres Denkens, Fühlens und Handelns

Im Zentrum der psychologischen Überlegungen über die NS-TäterInnen steht die von Christopher Browning in die Forschung zur Shoah eingebrachte These von den Tätern und Täterinnen als „ganz normalen Männern“ und Frauen. Er entwickelte sie anhand der Geschichte des Reserve-Polizeibataillons 101, das zwischen Juni 1942 und November 1943 an der Ermordung von über 80.000 jüdischen Menschen in dem von den Deutschen besetzten und terrorisierten Polen beteiligt war.

Im Rahmen des Vortrages und eines durch ihn angestoßenen Gesprächs sollen einige grundlegende Überlegungen zu den Bedingungen des TäterInnenhandelns diskutiert werden: Ideologie (Faschismus, Totalitarismus, Nationalsozialismus, Rassismus), psychische Struktur (z. B. der von Adorno u.a. beschriebene „autoritäre Charakter“) und Faktoren der soziokulturellen Umwelt (z. B. die tiefsitzenden Vorurteile gegen soziale Minderheiten oder die von Milgram beschriebene Verknüpfung von Gehorsamsbereitschaft und autoritär strukturierter Situation).

Zum Abschluss sollten wir uns fragen, inwiefern diese Thesen auch auf die heutigen rechtsextremen Bewegungen angewendet werden können und welche Gefahren von ihnen für unseren Verfassungsstaat und damit die ganze Gesellschaft ausgehen.

Prof. Wolf Ritscher – Zur Person
Wolf Ritscher stammt aus einer Familie, in der jüdische und nichtjüdische Herkunftslinien zusammentrafen und die sich im Kontext des Nationalsozialismus zu Opfer-,Täter- und Überlebensgeschichten verknüpften. Diese Familiengeschichte(n) motivierte ihn zur Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und dessen Folgen für die Familien der TäterInnen und Opfer. Darüber hinaus stieß die Erfahrungswelt von durch politisch motivierte Gewalt traumatisierten Menschen auf sein Interesse. Er war als Psychotherapeut, Gruppentherapeut und systemischer Familien- und Paartherapeut in den Grenzbereichen zwischen Sozialarbeit, Beratung und Therapie tätig und von 1988-2011 Professor für Psychologie und psychologische Grundlagen der Sozialen Arbeit an der Hochschule Esslingen. Hier war er viele Jahre Leiter des Projektes „Erziehung nach Auschwitz“, in dem die Ausbildung zur Sozialarbeit mit politisch-historischer Bildungsarbeit für Jugendliche verknüpft wurde. Er ist Autor von Büchern und Artikeln über die psychologischen Folgen des Nationalsozialismus, Gedenkstättenpädagogik und Erinnerungskultur, Sozialarbeit, systemische Therapie und deren politisch-kulturell-sozialen Kontexte.

Zurzeit ist er noch als Lehrtherapeut am Bodenseeinstitut für systemische Therapie und Beratung in Radolfzell, als Vorstandsmitglied des Vereins Lebenswerk Käthe Loewenthal und der „Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber“ in Stuttgart tätig.

🔖 Eintritt frei
⏰ Einlass: 19.00 Uhr
📍Forum Gestaltung | Bühne Schinkel-Vischer-Bau

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Zeit

12. Februar 2025 20:00 - 22:00(GMT+01:00)

Ort

Brandenburger Straße 10, 39104 Magdeburg, Germany

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