
Willkommen in Magdeburg – der Stadt, die keiner kennt, aber jede*r kennt wen, der mal hier gewohnt hat. Du hast’s überlebt: den Umzug, die erste Mensa-Mahlzeit, vielleicht sogar die erste Bahnfahrt nach Stadtfeld ohne Weinen. Was jetzt kommt, ist das wahre Abenteuer: Alltag in Mackdeburg. Zwischen Elb-Idylle und Brückentrauma, Pfeffi und Platte, Jogginghose und Jazzkeller.
Damit du nicht komplett verloren gehst zwischen Studentenclub und Späti, gibt’s diesen Guide. Kein offizieller Stadtplan, keine Imagekampagne mit Ottos Grinsen drauf – sondern ehrliche Hinweise von Leuten, die wissen, wie sich Magdeburg anfühlt, wenn’s regnet, wenn’s Sommer ist, oder wenn du Sonntag um 17 Uhr was erleben willst (Spoiler: schwierig).
Dies ist kein Reiseführer – es ist eher sowas wie: „Magdeburg für Anfänger*innen (und Fortgeschrittene mit Orientierungsschwäche)“.
Lies, lach, lern. Oder lies nicht. Dann verirrst du dich halt. Auch okay.
A – Ankommen
Ja, ich weiß. Du bist hier angekommen und dachtest „Oh kackeˮ. Vielleicht dachtest du das auch vorher schon. Nach Magdeburg googeln ist keine gute Idee!. Aber gib der Stadt ‘ne Chance! Die Leute sind cool, die Wege kurz und Magdeboogie hilft dir, dass du dich nicht verirrst – kulturell gesehen.
B – Brücken (aka: Wie komm ich hier eigentlich rüber?)
Magdeburg hat viele Brücken – theoretisch. Praktisch sind sie entweder: gesperrt, halb offen, noch im Bau oder gerade in Diskussion. Wer den Stadtteil wechseln will, braucht Geduld, gute Nerven und eine Notration Snacks.
Die Stadt testet offenbar, wie viel Umweg ein Mensch verkraftet, bevor er einfach schwimmt.
Highlights:
- „Anna-Ebert-Brücke“ – bald schöner denn je. Aber eben: bald.
- „Hubbrücke“ – war mal Eisenbahnrücke, jetzt auch Kunstinstallation.
- „Zollbrücke“ – Mythos. Manche sagen, sie war mal offen. Beweise fehlen.
Magdeburgs Motto: „Stadt am Fluss – aber nur mit Sondergenehmigung“. Wer sich auskennt, hat eigene Ausweichrouten. Wer neu ist, lernt schnell: Einmal falsch abgebogen = 20 Minuten Lebenszeit weg.
C – Clubs und Locations
Du musst erstmal durch ein Gewirr von guten, komischen und schlechten Erfahrungen, um das Nachtleben in Magdeburg zu verstehen. Große Studipartys findeste eigentlich immer, aber wenn es spezieller werden soll, dann musste die Augen offen halten. Und wir helfen dir mit Magdeboogie dabei. In unserem Kalender findet ihr beispielsweise nice Dänce Partys von Kunstkantine / Datsche, Insel der Jugend, MAW, Geheimclub, BOYS’n’BEATS, Luises Garten und noch mehr. Falls alle Bemühungen scheitern: Rotes Zeug im Flowerpower geht immer, um einen verkorksten Abend zu retten.
D – Drahtesel
Abenteuer. Adrenalin. Asphaltbruch. Radwege gibtʼs, aber nicht da, wo du lang musst. Trotzdem: oft besser als die Straßenbahn – wenn du das Kopfsteinpflaster überlebst.
Aber Vorsicht: Fahrräder sind in Magdeburg gefährdete Spezies. Die Stadt galt lange als Fahrraddiebstahlhauptstadt Deutschlands. Also: gutes Schloss, zweites Schloss – oder einfach beim beim ADFC codieren lassen. Du weißt, dass dein Fahrrad alt und hässlich ist, wenn es nicht mal in Magdeburg geklaut wird.
Und dann: raus aus dem Trubel, rein in die Natur. Der Elberadweg führt direkt durch Magdeburg – einer der schönsten Fernradwege Deutschlands! Ideal für den Kater am Sonntag oder die Flucht vorm Alltag. In Richtung Norden: Deichidylle, Schafe und Entschleunigung. In Richtung Süden: Industriecharme und irgendwann Dessau.
E – Engagement
Freu dich, dass du in einer Zeit nach Magdeburg kommst, in welcher man tatsächlich vor der Entscheidung steht, wie man seinen Abend am koolsten verbringt. War wohl nicht immer so. Falls du auch was dazubeitragen willst: Viele Kulturvereine freuen sich über deine Energie. Die App der Freiwilligenagentur Magdeburg zeigt dir unzählige Engagementmöglichkeiten.
PS: Wir freuen uns auch immer über kreative Menschen, die sich engagieren wollen. Schau doch mal bei uns vorbei!
F – Frühaufsteher*innen
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Sachsen-Anhalt hat das Image des Frühaufstehens erfunden, ein PRStunt aus den 2000ern. Auf einmal war es das „Land der Frühaufsteher*innen”. Blöd, dass das frühe Aufstehen wohl auch daran liegt, dass Leute zur Arbeit pendeln mussten. Zum Glück ist damit mittlerweile Schluss. Jetzt sind wir bei „#moderndenken“. Was auch immer das heißen soll. Fakt ist: ein gutes Frühstück bekommst du in Magdeburg fast nie vor 9 Uhr. Aber du darfst es natürlich trotzdem versuchen.
G – G wie Jib dir Mühe
Janz schwieriges Thema! Um mal Wikipedia zu zitieren: „Man sagt, die Magdeburger*innen sprechen das G auf fünf verschiedene Arten, aber G ist nicht dabei! Diese fünf Arten kommen zum Beispiel vor in der Wortgruppe ‘Vogelgesang in Magdeburg’. (Sprich: „Voreljesank in Machteburch)”. Wobei wir gleich beim nächsten Thema wären: SAG NIEMALS MAAAGDEBURG. Es würde total Sinn ergeben, aber angeblich geht das Wort auf große Burg oder sowas zurück. Sag einfach “Mackdeburg” und alle sind glücklich. Außerdem: Weise jeden Gast unbedingt daraufhin, dass man nicht Maaaaagdeburg sagt. Oder wie man hier sagt: „Jib dir Mühe, wa.“
H – Hasselbachplatz
Das Musterbeispiel für gelungene Verkehrsplanung, wenn es darum gehen würde, möglichst viele Radfahrer*innen und Fußgänger*innen in Gefahr zu bringen. Dieses planungstechnische Meisterwerk wurde gleichzeitig zum Spätshop-Hotspot erklärt. Wenn du nach dem Club noch Lust auf ne Runde cornern hast, kannst du den Abend hier auf den Bänken ausklingen lassen oder einen Slushie Shot im Flower Power trinken. Für den Late Night Kebap findeste am Hassel eine vielfältige Auswahl. Regelmäßig findet unter dem Motto „Der Hassel jehört uns Allen!“ die Veranstaltung „Cornern am Hassel” statt.
I – Innenstadt und Großstadt-Feeling
Zentrum? Joa, gibtʼs. Zwei große Einkaufscenter mit Franchise-Parade. Wenn du mehr als drei Leute auf einem Fleck sehen willst, geh in eines der Center oder zu einer günstigen Zeit zum Hauptbahnhof (mit Aldi Shopping Option am Sonntag), wenn alle umsteigen. Oder gönn dir gleich eine Stadttour in Halle (Saale) – da isses wenigstens kaputt und charmant.
Aber hey, immerhin findest du hier überall Platz zum Atmen..
J – Jogginghose
Anziehen. Kein Ding. Interessiert keine Sau. Du und deine geliebte Jogginghose, hier seid ihr frei in dieser Stadt. Kein Fashion-Diktat von irgendwelchen Hipstern hindert dich in Magdeburg an deiner modischen Selbstentfaltung. Und wenn du schon immer mal mit deiner Haarfarbe experimentieren wolltest: Am besten gleich eine 3-Farben-Strähnen-Kombination und keiner merkt mehr, dass du neu in der Stadt bist. Wer trotzdem Blicke kriegt: einfach zurückstarren. Oder sagen, du kommst aus Buckau. Dann ist alles erklärt. Magdeburg urteilt nicht. Zumindest nicht laut.
K – Kulturhauptstadt Europas 2025
Tja. Wir wollten Kulturhauptstadt Europas 2025 werden. Gewonnen hat: Chemnitz. Ja, genau – die Stadt, in der Subkultur noch mit Sachsenflagge verwechselt wird. Glückwunsch, viel Spaß mit der Fußgängerzone. Magdeburg hat’s (noch) nicht offiziell – aber hier lebt Kultur nicht im Antrag, sondern in der Platte. Diese Stadt ist nichts, wenn weiter Millionen in Betongold gekippt werden – looking at you, Stadthalle Deluxe. Magdeburg braucht eine starke Subkultur, um attraktiv für junge Menschen zu bleiben. Wer alternative Lebensstile und Ideen zulässt, kriegt nicht nur freshe Events, sondern hält auch junge Talente in der Stadt. Die nächste Bewerbung kommt bestimmt – bis dahin: Support your local Szene, nicht nur bei Instagram.
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L – Leckerbissen
Mensa-Essen? Geht klar. Billig, nahrhaft, tagesformabhängig. Legendär: die Kombi „Sudenburger Currywurst mit veganer Beilage“. Man gewöhnt sich dran. Und vergisst irgendwann, wie Essen eigentlich schmecken sollte. Auch sonst ist kulinarisch eher Mittelmaß mit Majo. Nutze also Ausflüge in andere Städte, um deinem Gaumen mal kurz zu zeigen, dass da noch mehr geht.
M – Mittelmaß und Berlin-Vergleiche
Ganz ehrlich: Hier passiert schon was und es gibt viele Leute, die dein Leben in Magdeburg schöner machen wollen. Aber mit einem generellen Mittelmaß von Magdeburg musst du dich abfinden. Dazu kommt leider ein gewisser Größenwahn, der in nutzlosen Berlin-Vergleichen wie „Buckau ist wie das frühe Kreuzberg und Stadtfeld ist eher so Prenzlauer Berg” mündet. Ernsthaft: Buckau wäre vielleicht wie das frühe Kreuzberg, wenn es mehr als 2 Cafés und einen Eisladen geben würde. Und vielleicht noch so 1000 Leute hinziehen. Ja, es ist dreckig und es müffelt teilweise nach Hundescheiße, aber nein: Es ist nicht Berlin. Und nur weil in Stadtfeld 10 Muttis mit Kinderwagen durch die Straße laufen, ist das noch lange nicht Prenzlauer Berg!
N – Nazis
Wie überall: Kein Bock auf Faschos. Jahrelang wurde das Problem ignoriert – jetzt gibtʼs klare Kante. Wenn du auch gegen Rechts bist, schließ dich Demos und Bündnissen an. Haltung ist wichtiger denn je: Solidarität.
Heißt also: Sportschuhe anziehen und gegen Nazis und für mehr Solidarität auf die Straße!
O – Otto
Otto macht dies, Otto macht das, Otto macht jenes. Otto Otto Otto Otto Otto Otto Otto Otto Otto Otto Otto. Die Praktikant*innen bei Scholz&Friends hatten wahrscheinlich Bock, die Magdeburger*innen auf ewig mit Otto-Sprüchen zu quälen. Sie waren erfolgreich. Wenn du also irgendeine Veranstaltung planst, „Otto tanzt“, „Otto knutscht“, „Otto glüht vor“ – du brauchst dir keinen kreativen Namen mehr ausdenken. Wenn jetzte noch Fragen offen sind, erreichst du Otto unter 115 – dein direkter Draht ins Amt.
P – Pfeffi
Sollte sich ja eigentlich schon bundesweit rumgesprochen haben, dass Pfeffi das Party-Elixier in ostdeutschen Städten ist. Ja, beim erstem Mal schmeckt es eher scheiße, aber du sparst dir zumindest das Zähneputzen! Gibtʼs günstig, wirkt schnell, verbindet Menschen.
Q – Quälende lokalpatriotische Hymnen
In aufsteigender Reihenfolge nach Grausamkeit geordnet: Das Magdeburger Lied, State of Mind, Was soll ich in Halle?, Radio Brocken Magdeburg Hymne. Noch ist ungeklärt, warum noch keiner eine Otto-Hymne geschrieben hat. Alles irgendwo zwischen Trash und Kult. Wenn du Ohrenschmerzen bekommst: Magdeboogie-Podcast aufdrehen oder das h2 Radio checken.
R – Raus ins Grüne
Magdeburg war angeblich mal die zweit-grünste Stadt Deutschlands. Es bringt also auch Vorteile, dass hier nicht alles so dicht bebaut ist. Aber mehr und mehr geht es der grünen Lunge an die Borke. Daher: sucht euch schnell ein schönes Plätzchen Landschaftsidylle, solange es noch geht. Zum Beispiel in unseren zahlreichen Parks oder in einem von 16.500 Kleingärten. Da ist bestimmt auch der passende für dich dabei.
S – Sonntage
Feldforschungen im Kneipenviertel bestätigen: An Sonntagen ist Magdeburg so gut wie tot. Nur vereinzelt wagen Menschen den Ausflug und schauen dann z.B. den stadteigenen Polizeiruf im Wohnzimmer von Freund*innen. Im Sommer ist dann schon manchmal mehr los, z.B. auf Flohmärkten, beim Free Open Air z.B. vom Escape Kollektiv oder Klub Elektrik oder in der Datsche.
T – Tokio Hotel
Bevor du überhaupt denken konntest, war Magdeburg schon Weltstadt – zumindest kurz, dank vier Emo-Teens mit Haarspray und großen Gefühlen. Tokio Hotel. „Durch den Monsun“ war unser Export-Schlager mit Kajal. Während andere Städte Fachwerk und Fußball raushauen, hatten wir Bill Kaulitz im Leopardenmantel. Und klar: Heute machen sie Synthie-Pop in L.A., aber ihre Teenie-Tränen wurden hier geweint. Irgendwo da draußen trägt immer noch jemand ein Bill-Kaulitz-Poster im Herzen. Danke für nix. Und für alles.
U – Unterkunft und Einkommen
Miettechnisch kann man in Magdeburg echt nicht meckern. Wenn du ‘ne richtig günstige Bude suchst – kein Problem. Wenn du – oder deine Eltern oder das Bafög-Amt – sich etwas mehr leisten können, dann findeste hier teilweise auch grandiose Altbau-Wohnungen. Ja, mit Balkon. Und Stuck. Und hohen Wänden. Ohne Makler-Provision natürlich – wo kämen wir denn da hin? Aber Augen auf bei der Stadtteilwahl. Achja, Begrüßungsgeld kriegste auch noch, wenn du hier deinen Hauptwohnsitz anmeldest. Kurz gesagt: Du wohnst hier besser als viele denken. Und günstiger sowieso.
V – Vierer-Sitze in Bus und Bahn
ÖPNV Kodex: Ey, wenn du eine Sache nicht machen solltest, dann ist es folgende: Setze dich niemals – ich wiederhole niemals – direkt neben jemanden in Bus oder Bahn. Lies ein Buch, hör Musik, aber bitte: Lass den Platz frei. Was in anderen Städten Normalität ist, wird hier mit verächtlichen Todesblicken bestraft.
W – Wesenszüge
Du wirst schnell merken: Die Magdeburger Bevölkerung zeichnet sich in ihrer Gesamtheit nicht durch übersprudelnde Lebensfreude aus. Liegt wohl an der strukturellen Gesamtsituation oder so. Aber hinter der Fassade steckt ein liebenswerter Kern, den es zu entdecken gilt.
X-trem gut vernetzt
Informationen sind alles in Magdeburg, um nicht zu veröden. Manche Leute studieren hier 3 Jahre und lernen nur zwei Locations kennen. Ihr Gesamtfazit bezüglich der Magdeburger Kulturlandschaft fällt dann auch eher dürftig aus. Damit es bei dir anders läuft, lass Magdeboogie dein Kulturkompass sein. Insta, Website, Podcast helfen dir, nicht nach 3 Jahren zu sagen: „Ich kannte nur die Festung Mark.“
Y – Yin und Yang
Magdeburg kann nerven. Und bezaubern. Und dann wieder nerven. Und dann… willst du vielleicht doch bleiben. Manchmal Boomtown, manchmal Blues. Tipp: Tagesausflüge retten Leben. Rückkehr nach Mackdeburg inklusive.
Z – Zu Konzerten gehen
Wenn du ein großer Konzert-Fan bist, wirst du hier nicht unbedingt immer auf deine Kosten kommen. Die meisten Künstler*innen meiden Magdeburg. Könnte auch daran liegen, dass hier manchmal nur 20 Leute bei Bands wie Kakkmaddafakka auftauchen. Woran das genau liegt, hat noch keiner ergründet. Irgendwas mit Eintrittspreis, Zeit und Marketing. Aber Daumen drücken – das wird schon, denn zum Glück gibt es ja das Musikkombinat Magdeburg, Tacheles, Hallenhausen, Volksbad Buckau, Moritzhof und den Female Hip Hop Tresen – da geht was. Vielleicht ja mit dir?
Letztendlich lässt es sich hier ganz gut leben. In dem Sinne: Viel Spaß in Magdeburg!
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