Reportagen vom Hasselbachplatz
Die Texte zum Hasselbachplatz sind unter Leitung von Christa Pfafferott im Wintersemester 2019/2020 an vier Tagen im Seminar „Journalistische Textproduktion“ an der Hochschule Magdeburg Stendal entstanden.
„Der Hasselbachplatz in Magdeburg wird als einer der gefährlichsten Plätze Deutschlands beschrieben. Das Bild von Drogen und Gewalt wird deutlich beleuchtet. Die Studierenden der Hochschule Magdeburg Stendal nehmen den Platz aber auch anders wahr. Vor einem halben Jahr, als diese Texte entstanden, war der Platz voll von diversem Leben – Alltag, Nachtleben, Einkäufen, kleinen Geschäften mit großen Träumen, Geschichten von Menschen, die hier arbeiten und leben. Das Projekt zeigt in zwölf Reportagen das Leben am Platz. Von der Zeit, die dort langsamer verläuft, von Menschen, die hier ausruhen und um ihren Platz kämpfen. Es sind bewegende Geschichten von einem Platz mit vielen Gesichtern.
Eine Geschichte beschäftigt sich zum Beispiel mit einer älteren Dame, die für eine medizinische Behandlung an den Hasselbachplatz fährt, was in der Autorin Erinnerungen an ihre eigene Großmutter wachrief. Eine andere Reportage begleitet zwei Arbeiter der Straßenreinigung früh am Morgen. Eine Reportage erzählt von der Inhaberin eines Gebrauchtwarenladens, die schon eine Verwarnung dafür bekam, weil die Dinge in ihrem Laden zu schwer für den Boden sind. Andere Texte handeln von dem Inhaber des Ladens „Soultunes“ und der Inhaberin eines Brautmodengeschäfts. Eine Geschichte erzählt von den Menschen, andie mit einem Stolperstein am Hasselbachplatz gedacht wird.
Die Auseinandersetzung mit dem Platz war eine Reise. Manche Berührungsängste konnten mit den ersten Begegnungen überwunden werden – und ganz neue Perspektiven auch für kreative Formen des Schreibens zu den jeweiligen Themen sind entstanden. Am Ende der Reise stehen nun persönliche, mutige, emotionale, nachdenkliche und humorvolle Geschichten über den Hassel.
Und die Reise geht jetzt mit den Leser*innen weiter. Wir wünschen allen viel Spaß beim Lesen und beim nächsten Spaziergang vielleicht einen neuen Blickwinkel auf den Hassel!“
Christa Pfafferott, Seminar-Leitung
Das Häufchen – von Lars Graue
5:30 Uhr am „Hassel“. Wenige Menschen, trockene Kälte, schwarzer Himmel und gelbes, blendendes Laternenlicht. All das lässt den Ort so einsam wirken wie sonst zu kaum einer Tageszeit. Vor den Bänken an der Sparkasse macht eine Plastiktüte so laut [...]
Hinter Glas – von Johanna Runde
Die geballte Fensterfront direkt vor meiner Nase trennt das hektische Treiben des Hasselbachplatzes und die Kälte des Winters von der ruhigen Atmosphäre in dem Café. Von hier aus hat das Beobachten des Geschehens vor den Fenstern etwas Beruhigendes. Schließlich [...]
Das Theater der Nacht – von Manuel Pape
Am Hasselbachplatz wird täglich ein Stück gespielt, in dem der Zeit keine Rolle zukommt. Während auf der Bühne des Alltags Momente unentwegt auftreten und wieder abgehen, können sie hier festgehalten, sogar gedehnt werden. Die Dunkelheit bildet die Kulisse, ihr [...]
„Wir sind nicht nur Verkäufer*innen, wir sind auch Lebensberater*innen.“ – von Lara Höfemann
Es ertönt ein kurzes Summen. Klick. Stille. „Naja, vielleicht muss man der einfach ein bisschen nachhelfen”, hofft der Mann. Er blickt seine Eisenbahn kurz an, die auf der Teststation steht. Schaut auf und lacht unsicher zu der rothaarigen, kleinen [...]
Glanz – von Dana Popp
Vorsichtig hocke ich mich auf den Boden. Meine Hände sind kalt und taub. Ich reibe sie fest aneinander, um meine Finger wieder spüren zu können. Der stetige Regen durchnässt meine Kleidung und ich kann kaum noch durch meine Brille [...]
Die Dame mit den blauen Haaren – von Lina Heide
Donnerstag Mittag. Ein Ort, an dem die Menschen nur so dran vorbei rennen. Ein Ort, an dem die Menschen aneinander vorbei rennen. Wohin rennen sie? Woher kommen sie? Und warum steht da jemand? Direkt auf dem Hasselbachplatz steht eine [...]