Es dunkelt und düstert im Opernhaus. Ein Grummeln und Murmeln dringt durch das Dickicht. Ist es ein gefährliches Ungeheuer? Nein, es ist die Prinzessin Henrietta-Rosalinde-Audora aus dem Königreich Großburgen.
Seit dem 24. November 2024 steht sie zusammen mit der Prinzessin Simplinella, dem Küchenjungen Lützel, allerhand Prinzen, einem schaurigen Untier und weiteren liebenswürdigen Figuren im Weihnachtsmärchen In einem tiefen, dunklen Wald von Paul Maar auf der Bühne des Magdeburger Opernhauses.

Isabel Tetzner, Laura Fouquet, Michael Ruchter, Niklas Hummel © Katrin Ribbe
Aber was macht eine Prinzessin in einem tiefen, dunklen Wald? Nun, Prinzessin Henrietta-Rosalinde-Audora ist die Heiratskandidaten ihrer Eltern leid und möchte ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Kurzerhand lässt sie sich von einem (vegetarischen) Untier entführen. Ihr Retter, der mutigste unter allen Prinzen, soll dann ihr Gemahl werden. Soweit der Plan. Doch einer nach dem anderen scheitern die Prinzen. Da sieht Prinzessin Simplinella aus dem gerade einmal domplatzgroßen Königreich Lützelburgen ihre Chance gekommen. Denn, warum sollen nur Jungs mutig sein dürfen, gegen Ungeheuer kämpfen und Prinzessinnen retten können? Verkleidet als Prinz und mit der Unterstützung des Küchenjungen Lützel nimmt sie den Kampf gegen das Ungeheuer (und gegen alle Zweifel) auf.
Zusammen befreien sie die Prinzessin aus den Klauen des Untiers. Doch das Untier ist das nicht das, was es zu sein scheint. Na, könnt ihr euch vorstellen, wer sich unter den flauschigen Plüschlagen tatsächlich befindet?
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A) Ein verzauberter Prinz
B) Klaus, der Brezelbäcker
C) Uromimi (zugereist aus Bad Lamonisch an der Bibber)
Und so kommt es, dass am Ende doch noch alle ihr ganz eigenes Happy End finden. Und wenn sie nicht gestorben sind … gut, das kennen wir ja.

Niklas Hummel, Michael Ruchter, Isabel Tetzner, Laura Fouquet © Katrin Ribbe
Der Kinderbuchautor Paul Maar, den meisten durch seine Geschichten vom Sams ein Begriff, verhandelt in seiner unkonventionellen und klugen Prinzessinnen-Abenteuer-Geschichte allgegenwärtige Themen wie Selbstbestimmung, Courage und Freundschaft im fantasiereichen, kurzweiligen und kindgerechten Märchengewand.
Die Inszenierung von Swaantje Lena Kleff, derzeitige Hausregisseurin am Deutschen Nationaltheater Weimar, begeistert durch Kreativität und Komik. Gängige Märchenklischees werden nicht einfach umgangen, sie werden herausgestellt, überzeichnet und ihrer Lächerlichkeit zum Fraß vorgeworfen. Ein Versprechen, dass es auf der Bühne äußerst humorvoll und rasant zugeht. Witzige Dialoge, beeindruckende Situationskomik und Liebe zum Detail zeichnen die Aufführung aus.
Anton Andreew, Laura Fouquet (in der besuchten Vorstellung vertreten durch Mia Rainprechter), Niklas Hummel, Michael Ruchter und Isabel Tetzner bilden ein perfekt aufeinander abgestimmtes Ensemble, ein eingespieltes Team, das es versteht, den Zauber der Geschichte zum Leben zu erwecken. Jeder noch so kleinen Rolle widmen sie sich behutsam und verleihen ihnen einen unverkennbar liebenswerten Anstrich. Das Spiel, leidenschaftlich und zugleich leichtfüßig, fesselt und macht einfach nur Spaß.
Die Kostüme sind zauberhaft, das Bühnenbild detailliert und stimmungsvoll. Ergänzt durch raffinierte Soundeffekte entsteht eine originelle und bunte Märchenlandschaft, die die temporeiche und humorvolle Inszenierung bestens bebildert und trägt.

Anton Andreew, Laura Fouquet © Katrin Ribbe
Dem Magdeburger Schauspiel ist es erneut gelungen, ein farbenfrohes und herzerwärmendes Märchenspiel auf die Bühne zu bringen, das sowohl junge als auch junggebliebene Zuschauer:innen bestens unterhalten und ermutigen dürfte.
Letztlich ist das Weihnachtsmärchen seitjeher ein Ort des Zusammenkommens und des gemeinsamen Geschichtenerzählens. Wenn Kinderaugen gebannt folgen, kommentieren, jubeln und zusammen lachen, dann entfaltet sich der Zauber des Theaters erst richtig. Egal, ob mit der Familie, der Schulklasse, dem Lieblingsstofftier oder den besten (imaginären) Freund:innen. Zusammen ist es doch immer noch am schönsten.

Laura Fouquet, Anton Andreew © Katrin Ribbe
Die Produktion wurde von November 2024 bis Januar 2025 über fünfzehnmal gespielt und ist beendet. Gleichwohl finden sich im Spielplan des Theater Magdeburgs viele weitere spannende Produktionen, die insbesondere für Kinder und Familien geeignet sind. Schaut doch mal vorbei:
Spielplatz Musik und Musiklabor – Eine musikalische Reise zum Staunen und Mitmachen mit Musiker:innen der Magdeburgischen Philharmonie – ab 1 Jahr: Sonntag, 26.01., Sonntag, 16.02., Sonntag, 23.02., Sonntag, 30.03., und Sonntag, 22.06., jeweils um 16 Uhr
Käpt’n Karton und Ingrid, die Möwe – Schauspiel mit Puppen von Claboberta Schnackvogel – ab 3 Jahren: Montag, 17.02., Dienstag, 18.02., und Montag, 24.02., jeweils um 9 Uhr, Sonntag, 16.02., und Sonntag, 23.02., jeweils um 11 Uhr (weitere Termine siehe Monatsspielplan)
Die unbedingten Dinge – Wandel-Musiktheater für Kinder von Nikola Huppertz – ab 6 Jahren: Sonntag, 19.01., und Mittwoch, 22.01., jeweils um 11 Uhr (weitere Termine siehe Monatsspielplan)
Die Zauberflöte – Kinderoper zum Mitmachen nach Wolfgang Amadeus Mozart – ab 6 Jahren: Donnerstag, 29.05., um 16 Uhr, Montag, 02.06., Mittwoch, 04.06., Dienstag, 10.06., und Mittwoch, 11.06., jeweils um 11 Uhr
Schneewittchen – Ballett in zwei Akten von Jörg Mannes – ab 8 Jahren: Sonntag, 26.01., um 18 Uhr und Sonntag, 02.02., um 16 Uhr
Mr Gum und der fliegende Tanzbär – Schauspiel von Andy Stanton – ab 8 Jahren: Premiere am Freitag, 16.05., um 19.30 Uhr (weitere Termine siehe Monatsspielplan)
Wolf – Roman von Saša Stanišić – ab 10 Jahren: Freitag, 07.02., um 11 Uhr und Samstag, 08.02., um 18 Uhr (weitere Termine siehe Monatsspielplan)
Text: Tobias Bachmann (letzte Aktualisierung: 15.01.2025)
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