Lecture Performance am 22. März 2025 im Tacheles, Magdeburg
Es gibt Geschichten, die nicht einfach erzählt, sondern remixt werden müssen – weil sie aus vielen Stimmen, Erinnerungen und Perspektiven bestehen. Remix Almanya ist eine solche Geschichte. In ihrer Lecture-Performance nehmen Murat Güngör und Hannes Loh ihr Publikum mit auf eine Reise durch vier Jahrzehnte migrantischer Musikgeschichte in Deutschland. Am 22. März im Tacheles Magdeburg remixen sie Hip-Hop nicht nur als Musikgenre, sondern als politisches Instrument – und zeigen, warum wir vieles neu lernen müssen, das wir lange für selbstverständlich hielten.
Hip-Hop als postmigrantisches Echo
Hip-Hop in Deutschland war von Anfang an eine Stimme derer, denen wenig zugehört wurde – wie Migrant*innen oder Arbeiterkindern. In den 1980er Jahren tauchten erste Rapper aus türkischen, kurdischen oder arabischen Communities auf. Sie adaptierten den Sound und die Attitüde aus den USA, doch ihre Texte spiegelten ihre deutsche Realität wider: Rassismus, soziale Ungleichheit, das Gefühl, fremd im eigenen Land zu sein.
Advanced Chemistry machte Anfang der 1990er Jahre klar, dass Rap in Deutschland politisch sein musste. Doch mit der Kommerzialisierung kam der Wandel: Gangsta-Rap wurde zum Mainstream, und während sich neue Identifikationsfiguren fanden, blieben andere Stimmen im Schatten.

Remix Almanya
Foto von Bruno Alexander
Wo sind die FLINTA* in dieser Geschichte?
Rap war in Deutschland – wie weltweit – lange eine Männerdomäne. Die Geschichten von Kindern mit Migrationserfahrung, die sich gegen den Rassismus der Dominanzgesellschaft auflehnten, wurden oft von jungen Männern erzählt. Doch was ist mit den Frauen, die genauso in diesen Communities aufwuchsen, die dieselben Kämpfe kämpften?
Es sind unter anderem Künstlerinnen wie Ebow, Tice oder Nura, die zeigen, dass Rap von FLINTA* nicht nur existiert, sondern Grenzen sprengt. Doch noch immer ist das Bild, das viele von Deutschrap haben, männlich dominiert. Die Geschichte von Hip-Hop in Deutschland muss neu erzählt werden – und das bedeutet auch, sie zu verlernen. Es reicht nicht, nur die alten Narrative zu wiederholen. Es geht darum, neue Perspektiven zuzulassen.
Remixen gegen das Vergessen – und für neue Perspektiven
„Remix Almanya“ ist mehr als eine nostalgische Rückschau. Murat Güngör und Hannes Loh verknüpfen persönliche Erfahrungen mit historischen Momenten und stellen Fragen: Was bedeutet Hip-Hop heute? Wie sehr sind die Werte von Empowerment und Widerstand noch spürbar, wenn der Mainstream-Rap oft von Materialismus und Gewaltfantasien dominiert wird? Und wo bleibt der Raum für Frauen, queere Perspektiven und soziale Kämpfe?
Die Lecture-Performance lädt das Publikum dazu ein, bekannte Sichtweisen zu hinterfragen – auf Hip-Hop, auf Migration und darauf, wer in Deutschland dazugehört. Denn Hip-Hop erzählt die Geschichte dieses Landes aus einer anderen Perspektive. Und während sich Deutschland verändert, verändert sich auch diese Geschichte.
Ein Abend zwischen Beats, Erinnerung und neuen Blickwinkeln
Die Veranstaltung beginnt um 18:00 Uhr mit einem Beatset von capajoe, bevor um 19:30 Uhr die Lecture-Performance startet. Nach der Lesung sorgt Lane für den musikalischen Abschluss des Abends. Der Eintritt ist frei – und nicht nur Hip-Hop-Fans sind eingeladen, sondern alle, die bereit sind, neue Perspektiven zuzulassen.
Veranstaltung:
📍 Tacheles, Sternstraße 30, Magdeburg
🕕 Einlass: 18:00 Uhr
🎟 Eintritt frei
18:00 – 19:15 capajoe (Beatset)
19:30 – 21:00 Lecture-Performance „Remix Almanya“
21:00 – 22:00 Lane (DJ-Set)
Eine Veranstaltung der Antirassistischen Aktion Magdeburg, Female Hip-Hop Tresen Magdeburg und Zusammengebunden.
Foto von Bruno Alexander
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