Lebensorte
„Die Texte sind unter Leitung von Dr. Christa Pfafferott im Winter 2019 und 2021 jeweils im Seminar „Journalistische Textproduktion“ an der Hochschule Magdeburg-Stendal entstanden.
Orte, Plätze, Räume. Das ist die Welt, in der Begegnungen stattfinden, in der wir uns bewegen, denken, lachen, lieben und Erfahrungen machen. Der Raum prägt unser Zuhause und setzt den Rahmen, in dem unser Leben stattfindet. Inspiriert durch Orte wie dem Hasselbachplatz und anderen Plätzen in und um Magdeburg haben sich Journalismus-Studierende der Hochschule Magedburg-Stendal auf die Suche nach Begegnungen gemacht.
2019 fand dies noch uneingeschränkt auf dem Hasselbachplatz statt. Die Reportagen zeigen das vielfältige Leben rund um den Platz. Es sind eindringliche Reportagen, die etwa die Straßenreinigung früh morgens begleiten, aus einem Brautmodengeschäft oder vom Nachtleben erzählen.
Im Winter 2021 haben die Studierenden die Erfahrung gemacht, wie sich ihr Raum durch die Corona-Pandemie verändert hat. Der Bewegungsradius ist kleiner geworden, die Möglichkeiten darin haben sich geändert. In diesen Begrenzungen haben sie in Magdeburg an Plätzen und bundesweit Begegnungen gemacht, die das Leben von Familien, Kindern und Jugendlichen, von Restaurantbetreiber*innen im Lockdown beleuchten. Oft nehmen diese Geschichten ganz besondere Blickwinkel in dieser Zeit ein. Und sie erzählen auch von Orten, die alle Zeit überdauern. Wie einem Friedhof oder von dem Gebiet, das eine Postbotin jeden Tag abläuft.
Den Geschichten ist gemeinsam, dass sie zeigen, wie Orte unsere Wirklichkeit prägen. Und dass es mit Orten so wie mit Menschen ist. Oft überraschen uns am meisten die, von denen wir es am wenigsten erwarten.
Wir wünschen allen viel Spaß beim Lesen – und vielleicht einen neuen Blickwinkel auf Ihren Raum, in dem Sie sich bewegen.“
Christa Pfafferott, Seminar-Leitung
Die Ameise – von Elisa Schulz
Unentdeckt und doch ganz deutlich hockt die Ameise im Norden der Stadt. Sie wohnt zwischen der Haltestelle und dem Supermarkt am Neustädter See. Sie ist groß – gar riesig – und trotzdem nimmt sie kaum jemand wahr. Ihre kleinen schwarzen Fliesen heben sich von den [...]
Pubertierend auf dem Spielplatz – von Paola Mester
Dumpfe Bässe, tiefe Stimmen, klare Beats. Deutschrap. Eine Musikbox und vier Jugendliche inmitten eines verlassenen Spielplatzes. Alle etwa gleich alt, sitzen sich gegenüber und albern rum. Außer den drei neuen Bänken gibt es hier kaum etwas. Übereinander gelagerte Holzbalken dienen als Klettergerüst und eine [...]
Fremdes Zuhause – von Saskia Lohöfer
Mit jeder weiteren Verlängerung des Lockdowns wird die Wohnung ein bisschen fremder. Wir verlieren uns im eigenen Zuhause. Es ist nicht mehr das, was es vorher einmal war. Arbeiten und leben an einem und denselben Ort. Die räumliche Trennung [...]
Nur Liebesbriefe – von Veronika Reinhold
Sie sind für uns alltäglich und doch scheinen sie wie ein Relikt aus einem vergangenen Jahrhundert. Von E-Mail und digitalen Kurznachrichten abgelöst sind Briefe nahezu überflüssig. Landet einer im Briefkasten, handelt es sich meist um eine Rechnung. Dazu flattern [...]
Das Häufchen – von Lars Graue
5:30 Uhr am „Hassel“. Wenige Menschen, trockene Kälte, schwarzer Himmel und gelbes, blendendes Laternenlicht. All das lässt den Ort so einsam wirken wie sonst zu kaum einer Tageszeit. Vor den Bänken an der Sparkasse macht eine Plastiktüte so laut [...]
Hinter Glas – von Johanna Runde
Die geballte Fensterfront direkt vor meiner Nase trennt das hektische Treiben des Hasselbachplatzes und die Kälte des Winters von der ruhigen Atmosphäre in dem Café. Von hier aus hat das Beobachten des Geschehens vor den Fenstern etwas Beruhigendes. Schließlich [...]