Voller Euphorie und Elan stehen Il Civetto ab heute wieder auf der Bühne und verzaubern das Publikum mit ihrer ganz besonderen Magie. Einzigartige Sounds und Geschichten von Liebe, Angst und Spontanität – das neue Album der fünfköpfigen Band “Liebe auf Eis” ist wie ein Tagebuch. Kick Off ihrer “Liebe auf Eis”-Tour ist Magdeburg, heute (22.10.) in der Factory und dann in ganz Deutschland und Österreich zu sehen. Im Interview mit Sänger und Songwriter der Band Leon bekommt ihr schon jetzt Insides zur Entstehungsgeschichte, ihren musikalischen Inspirationen und “Liebe auf Eis”. Lest weiter und erfahrt, welche Magie euch heute erwartet.
Seit wann macht ihr zusammen Musik?
Es gibt einen Gründungsmythos von Il Civetto. Wir haben in der U-Bahn angefangen, zusammen kleine Jam-Session zu geben – kleine Guerilla-Konzerte zu spielen, bis der Waggon irgendwann so doll gewackelt hat. Die Security hat versucht, uns irgendwie aus dem Waggon rauszukriegen und irgendwer hat uns gefragt, seid ihr eine Band. Wir haben einfach „ja“ gesagt, weil wir auf seiner Party spielen wollten. So sind wir eine Band geworden. Das war jetzt schon vor richtig langer Zeit und seitdem stehen wir auf ganz unterschiedlichen Bühnen – mal im Techno Club, mal in Istanbul, mal in Ungarn. Die letzte Zeit haben wir ganz viel in Deutschland auf Festivals gespielt und ab dieser Woche sind wir wieder auf Tour und heute in der Factory Magdeburg.
Wie seid ihr zu eurem Namen gekommen?
„La Civetta“ heißt die Nachteule oder die Eule. Damals waren wir vor allen Dingen nachts unterwegs und haben nachts in Clubs gespielt. Wir fanden, dass das so einen mystischen Touch hatte, den wir ja auch hatten, wenn wir um fünf Uhr morgens, nach fünf Stunden Techno, überraschend mit Live Musik kamen. Dieses Bild von einer Eule fanden wir einfach cool. Dazu muss man sagen, dass wir damals auf französisch und portugiesisch geschrieben haben. Unser erstes Album haben wir in der Türkei geschrieben. Da dachten wir, dann brauchen wir auch einen italienischen Namen.

Foto: André Beiler
Wie würdest du eure Musik in drei Worten beschreiben?
Euphorie, Melancholie, nachdenklich und spontan – sind doch vier geworden.
Eure Tour startet heute, kannst du das Gefühl beschreiben, auf der Bühne zu stehen?
Bevor wir auf die Bühne gehen, machen wir einen Kreis, in dem wir uns zu fünft oder teilweise auch mit unserer Crew umarmen. Im Gegensatz zu vielen Leuten hypen wir uns dabei nicht vor dem Konzert hoch, sondern halten Stille aus und werden ganz ruhig. Wenn man in so einer Ruhe auf die Bühne geht, dann ist die Stimmung des Publikums noch überwältigender. Dadurch wird der Abend zu etwas ganz Besonderem. Ich finde es wichtig, dass das Publikum einem das Gefühl gibt und das vermitteln kann.
Euer neues Album “Liebe auf Eis” ist seit März 2024 draußen. Was war die Idee hinter dem Titel?
Es gibt ganz viele Ideen hinter dem Titel. Ich habe einmal ein Interview mit Luisa Neubauer von Fridays for Future geführt. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, das klingt ein bisschen nach einem “Klima-Porno” – Sex haben auf einer Eisscholle. Vor allem hat uns das Gefühl vorgeschwebt, als Kind in einer krassen Naivität aus heutiger Perspektive aus einer Vintage-Verpackung ein Eis rauszuholen. Diese Euphorie, die damit verbunden ist, wollten wir im Titel und auf dem Cover verpacken – einfach weil wir gerade in einer Welt leben, die auf ganz vielen Ebenen in eine falsche Richtung rückt, sei es in Gaza, sei es mit dem Klimawandel, sei es mit der AFD. Diesen kleinen Hoffnungsschimmer von Naivität da reinzubringen, haben wir als schönen Kommentar empfunden.
Was waren eure Inspirationen für das Album?
Man muss ehrlicherweise sagen, man schreibt einfach Songs und schreibt diese in ganz unterschiedlichen Stimmungen. Manchmal kommen dann fröhliche Songs dabei heraus, weil man es in dem Moment so gefühlt hat. Dann schreibt man in einem anderen Moment, in dem man zum Beispiel voller Weltschmerz ist, einfach andere Songs. Am Ende landen alle auf einem Album, das wie so ein Stempel aus einer Schaffensphase ist – ein Kommentar einem selbst gegenüber, aus einer Zeit, in der ich mich mit dem Tod von meinem Vater beschäftigt habe, in der ich mich damit beschäftigt habe, dass die AFD immer größer wird, aber auch mit Liebe, betrunken Nächten und Euphorie. Ein Album sagt meistens mehr über die Zeit, in der wir gelebt haben, aus.
Das ist dann wie so ein kleines Tagebuch, in dem man zurückblicken kann.
Und ihr habt heimlich in unsere Tagebuch gelesen.
Wie unterscheidet sich euer neues Album von euren letzten drei Alben?
Jedes Album unterscheidet sich voneinander, weil es einfach aus einer ganz anderen Phase kommt. In unserer Entwicklung als Band haben wir für unsere ersten beiden Alben diese internationalen Songs auf französisch und portugiesisch geschrieben. In der Zeit waren wir viel unterwegs. Mit “Späti del Sol”, unserem dritten Album, haben wir versucht, diesen Vibe vom Unterwegs sein – dieses explizit nicht deutsche ins Deutsche rüber zu holen, was wir sehr gut geschafft haben. “Liebe auf Eis” vermittelt jetzt das Gefühl vom Erwachsenwerden. Wir sind reflektierter geworden und können das, was wir im Leben gelernt haben, in Musik gießen und auf eine Platte pressen. Das ist, was bei “Liebe auf Eis” passiert ist.
Kannst du von eurem Songwriting-Prozess erzählen?
Songwriting ist bei uns immer unterschiedlich. Wir kommen alle aus ganz unterschiedlichen Richtungen. Ich habe früher Oper und Arien gesungen – wir haben einfach alle sehr verschiedene Backgrounds. Lars, unser Saxofonist, hat klassische Klarinette gelernt, Robert an der Gitarre kommt aus der Punk-Musik. All das fließt zu einer Art „Melting Pot“ zusammen, mit unterschiedlichen Arten und Ideen, auf etwas zu kommen. Mal sitzen wir am Computer und spielen dort etwas ein. Mal sitze ich abends in meinem Bett und wecke meine Mitbewohnerin damit auf, Gitarre zu spielen und laut zu singen. Oder wir fahren zusammen nach Spanien und schreiben dort am Schlagzeug und der Gitarre unsere Songs. Es gibt so viele unterschiedliche Arten, wie etwas zu uns kommt, weil wir einfach so verschiedene Charaktere sind und all dem Raum geben wollen.
Eure Tour beginnt und Kick-Off ist Magdeburg: Worauf freut ihr euch am meisten?
Ich freue mich ehrlich gesagt auf alles, mir kribbelt es einfach unter den Fingern. Einerseits habe ich Lust – ich hätte nie gedacht, dass ich mich das jemals sagen höre – im Tourbus auf der Autobahn unterwegs zu sein. Ich habe einfach Lust auf alles, was damit zusammenhängt. Vor allem natürlich auf der Bühne zu stehen. Am meisten habe ich Lust, nach den ersten drei Songs, im Konzert drin zu sein und sich fallen zu lassen.
Was erwartet die Fans am 22.10. in Magdeburg?
Man sagt uns, dass wir eine Live-Band sind. Das, was man auf der Platte hört, ist nicht im geringsten so schön und magisch, wie das, was wir in der Konzerthalle erleben. Wir haben sehr lange geprobt und spielen jetzt das erste Konzert der Tour in Magdeburg. Das erste Konzert ist immer extrem magisch. Da passiert irgendetwas, was uns allen und wahrscheinlich auch dem Publikum in Erinnerung bleibt. Beim fünften Konzert wird es anders, da sind wir in einer anderen Mentalität auf der Bühne. In Magdeburg wird es eine Magie geben.
Tickets für weitere Konzerte findet ihr unter https://shop.ilcivetto.de/tickets
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