Vom 29. September bis 8. Oktober findet erstmals in Magdeburg die Woche der Hausprojekte statt, gefördert durch die Fonds Soziokultur und den Studierendenrat Magdeburg. Alle Kollektivhäuser und die dahinterstehenden Gruppen wollen dann ihre Türen öffnen und Einblicke in ihre Häuser gewähren. Anna und Lisa haben mit vielen weiteren die Woche auf die Beine gestellt. 

Wie seid ihr auf die Idee einer Woche der Hausprojekte gekommen?

Lisa: Die Kollektivhäuser in Magdeburg tauschen sich regelmäßig in Vernetzungstreffen aus. Dabei entstand die Idee, dass man Magdeburger Hausprojekte doch etwas mehr pushen könnte. In Leipzig und Berlin sind Hausprojekte super bekannt und viele Leute nutzen die Häuser für Veranstaltungen oder zum Brunch. Wir haben den Eindruck, dass Kollektivhäuser in Magdeburg nur von einer bestimmten „Bubble“ wahrgenommen werden – das wollen wir ändern.

Anna: Wir wollen ungezwungen die Türen öffnen und in die Projekte einladen. Ich erinnere mich, dass ich mich als Jugendliche nicht unbedingt getraut habe zu einer Veranstaltung in einem Hausprojekt vorbeizuschauen, dabei freuen wir uns ja total über interessierte Leute!

Welche Häuser und Gruppen nehmen teil?

Lisa: An der Planung und Durchführung sind einige der bestehenden Kollektivhäuser beteiligt: Thiembuktu, Libertäres Zentrum (L!Z), Vitopia, und Uncrowd. 

Anna: Außerdem gibt es Veranstaltungen von der Beratung „Kollektiver Hausen“, die Gruppen und Initiativen in Magdeburg zum Thema Hausprojekte berät, sowie von der Radkultur und den Urbanpiraten. Da es uns wichtig ist, auch andere selbstverwaltete Orte mit einzubeziehen, finden Veranstaltungen auch im in:takt und im Mitmischen statt!

Was bedeutet es eigentlich, in einem Hausprojekt zu wohnen? Wohnt ihr alle in einer großen Wohngemeinschaft?

Anna: Das sieht in den einzelnen Häuser total unterschiedlich aus. Meistens gibt es sowohl abgetrennte Wohnungen als auch WG-Zimmer. Einige Räume werden von allen Bewohnenden genutzt, z. B. Werkstätten oder Projekträume, die auch externen Gruppen zur Verfügung stehen. Prinzipiell gibt es mehr Gemeinschaft in einem Kollektivhaus als in einem klassischen Mietshaus, aber man kann natürlich auch mal die Tür hinter sich schließen, wenn man keine Lust hat.

Wo viele Menschen unter einem Dach zusammenkommen, gibt es bestimmt auch einmal Konflikte – oder?

Lisa: Wir in der Uncrowd treffen uns alle zwei Wochen im Plenum und reden dort über alles, was uns auf dem Herzen liegt. Ich finde, dass die meisten Dinge dort konstruktiv besprochen werden können, bevor es zu harten Konflikten kommt. Wir haben auch explizit Strategien, um Konflikten vorzubeugen, bspw. haben wir alle paar Monate ein sogenanntes „Emo-Plenum“, wo wir explizit nur über Themen sprechen, die emotional belastend sein können und keine krasse Struktur mit Tagesordnung und Protokollen haben. Dafür findet jede Gruppe ihren eigenen Umgang.

Ein Haus in der aktuellen Zeit zu kaufen, ist eine große finanzielle Herausforderung. Wie habt ihr es geschafft, ein Haus zu finden und zu kaufen? Woher habt ihr Unterstützung bekommen?

Lisa: Eine Gruppe aus Leuten, die Bock hatte, gemeinsam ein Haus zu kaufen, bestand seit 2016. Seitdem haben wir uns immer wieder durch Immobilienseiten geklickt, bei Versteigerungen vorbeigeschaut oder über Stadt Kontakte zu Eigentümer:innen hergestellt. Irgendwann hat dann alles gepasst – Preis, Lage, Zustand und vor allem die Bereitschaft der Verkäufer:in, an eine Gruppe junger Menschen und nicht an Investor:innen zu verkaufen. Wir hatten unglaublich viel Unterstützung in Form von Direktkrediten von Freund:innen, Verwandten und Bekannten.

Anna: Da das alles aber leider noch nicht gereicht hat, brauchten wir noch einen Bankkredit, aber das ging dann für uns ziemlich glatt. Auch weil wir uns als Gruppe früh entschieden haben, Teil des Mietshäuser Syndikats (MHS) zu werden. In dem Verbund von Hausprojekten in ganz Deutschland gibt es super viel Unterstützung und man bekommt auch Beratende zur Seite, die einen im Prozess begleiten und die man mit Fragen durchlöchern kann. Wenn ihr dazu mehr wissen wollt, sei euch die offene MHS-Beratung am 5. Oktober um 18 Uhr im in:takt ans Herz gelegt!

Was sind die Highlights in der Woche der Hausprojekte?

Lisa: Für mich ist der Vortrag „Explosion der Wohnkosten“ von Peter Samol im Mitmischen am 29. September sehr wichtig. Richtig Bock habe ich auch auf das HC Baxxter Konzert bei uns in der Uncrowd am 7. Oktober!

Anna: Ich freue mich persönlich total auf die Stadtführung durch Buckau mit Nadja Gröschner am 6. Oktober und bin auch sehr gespannt, die Ausstellung zur Geschichte des Vitopias zu sehen. Aber natürlich sind alle Veranstaltungen empfehlenswert und es ist auf jeden Fall auch was für verschiedene Geschmäcker dabei!

Vielen Dank für das Gespräch.