Also ich weiß nicht, wie es euch geht, aber Blogbeitrag für Blogbeitrag, Events hier, Events dort … Ich könnte eine Auszeit gebrauchen. Ach, ihr auch? Aus unserer Magdeboogie Redaktion wurde mir die folgende Adresse zugesteckt: Otto-von-Guericke-Straße 64. Schauen wir uns das doch mal genauer an …
Herzlich willkommen zur Humoreske „Hojotoho! Hojotoho! Heiaha!“ Die große Eröffnung, sprich Uraufführung, findet am Samstag, den 24. Februar, auf der Bühne der Kammer 1 im Magdeburger Schauspielhaus statt.
Ist eure Garderobe erstmal in Auftrag gegeben, könnt ihr euch an der Bar aus einem großen Angebot an Getränken mit eurem Lieblingsdrink auf den Abend einstimmen. Dann, wenn sich die Türen des Saals öffnen, begrüßt euch die zauberhafte Belegschaft, bestehend aus Marie-Joelle Blazejewski, Nora Buzalka, Luise Hart, Lorenz Krieger, Philipp Kronenberg, Bettina Schneider, Sophia Vogel, Isabel Will, zu einem Unterhaltungsprogramm vom Feinsten. Macht es euch bequem und lasst euch vom Theater Magdeburg für einen Abend aus eurem Alltag entführen.
Wir haben für euch schon einmal eingecheckt und beim Regisseur Julien Chavaz, beim Dramaturgen Bastian Lomsché und beim Musiker Bendix Dethleffsen nachgefragt, worauf sich die Besucher:innen freuen können.
1) Schon der Titel bereitet große Freude, wenn man an der Theaterkasse Karten für die Aufführung erwerben möchte. Wie seid ihr auf diesen Titel gekommen?
Julien Chavaz (JC): Erstmal handelte es sich hierbei um einen Arbeitstitel. Wir haben bereits über ein Jahr an dem Stück gearbeitet, bevor wir auf diesen Titel kamen. Uns war klar, dass Richard Wagner und seine Walküre ein großes Thema, ein Ziel dieser Produktion sein müssten. Es war uns wichtig, dass man den Titel sofort ironisch auffasst und nicht in die Erwartung verfällt, wir würden eine Schauspielvariation von Wagner machen. Das ist es auf keinen Fall! Es ist ein Abend voller Humor und Ironie, abstrakt und voller Nonsens und das spiegelt sich meines Erachtens gut im Titel wider.
2) Es handelt sich hierbei um eine Stückentwicklung. Es gibt kein vorgefertigtes Skript, keine Vorlage, auf die zurückgegriffen werden kann. Was war eure Idee dahinter? Woran habt ihr euch orientiert? Was hat euch inspiriert in den letzten Monaten und Wochen?
JC: Bereits vor der eigentlichen Stückentwicklung, zusammen mit dem Ensemble, hatte ich den Wunsch, den Kontrast zwischen dem Wahnsinnigen in Wagners Musiken und Menschen, die keinen ausgeprägten künstlerischen Ehrgeiz teilen, auszukosten und zu schauen, was passiert, wenn man sie zusammenbringt. Ich habe mit Bastian Lomsché zehn, oder vielleicht waren es auch zwölf, Tassen Kaffee getrunken, wir haben uns gegenseitig Witze erzählt und so sind die Dinge ins Rollen gekommen. Später habe ich mit Bendix Dethleffsen Playlists mit Stücken erarbeitet, die mich und ihn interessiert haben. Bastian hat parallel begonnen, Figurenbiographien zu schreiben und so entstanden Spielbälle, mit denen wir dann jonglieren konnten. Während der Proben brachten die Spieler:innen ihre Ideen ein.
3) Julien, für dich ist es deine erste Inszenierung am Magdeburger Schauspielhaus zusammen mit dem Schauspielensemble. Wie hast du die Zusammenarbeit bisher erlebt?
JC: Wunderbar! Für mich als Intendant ist es total schön, mit so vielen Menschen in einen engeren Kontakt treten zu können, die ich sonst aufgrund meiner Arbeiten am Opernhaus weniger begegne. Mit dem Ensemble des Schauspielhauses zusammenarbeiten zu können, ist ein Geschenk für mich. Wir haben ein großartiges Ensemble, alle sind super talentiert und super offen.
Die Inszenierung baut sehr viel auf Improvisation und damit sind intensive Probephasen verbunden. Wir können nicht sagen, heute am ersten Tag beschäftigen wir uns mit dem ersten Akt. Wir müssen auch akzeptieren, dass wir auch nach drei Wochen kaum eine Vorstellung davon haben, was am Ende herauskommen wird. Die Ergebnisse werden stark durch die Spielenden getragen und so erhält das Ganze nach und nach seine Form.
4) Der Stückbeschreibung nach finden wir uns in der Lobby eines in die Jahre gekommenen Hotels wieder. Hotels sind sehr beliebte Schauplätze in Filmen und in der Literatur. Ich denke da gerade an Filme wie Grand Budapest Hotel, Best Exotic Marigold Hotel oder die Animationsreihe Hotel Transsilvanien. Was reizt euch daran?
Bastian Lomsché (BL): Hotels sind Orte, an denen Menschen aus einem bestimmten Grund hingehen, sei es beispielsweise zur Erholung oder um jemanden zu treffen. Es sind Orte, an denen unbekannte Menschen aufeinandertreffen und sich miteinander arrangieren zu müssen. Diese Situation haben wir dahingehend verschärft, dass die Zimmer unserer Figuren noch nicht bezugsfertig sind. Sie sind also gezwungen, in der Hotellobby auszuharren, wo sie sich auf eine Art und Weise näherkommen, als ihnen lieb ist. Das ist eine spannende Ausgangslage, um Charaktere zu zeichnen und zu schauen, wie Menschen unter dem besonderen Druck bzw. der besonderen Situation reagieren.
JC: Ein Hotel hat immer auch eine Vergangenheit. Wer hat vor mir hier geschlafen? Welche Zeiten haben diese Gemäuer schon überdauert? Die Leute kommen, weil sie von etwas Abstand nehmen möchten.
5) Und gelingt es euren Figuren, Abstand zu nehmen und das zu finden, was sie im Hotel zu finden hoffen?
JC: Es ist kein gewöhnliches Wochenende, an dem die Hotelgäste aufeinandertreffen. Sie eint das Versprechen des Hotels, der Nacht der Sternschnuppen beizuwohnen. Die Sternschnuppen werden sie allerdings nicht sehen. Man könnte sich das so vorstellen, wie wenn man in ein Restaurant geht, um etwas Leckeres zu essen und statt einem leckeren Essen erlebt man die Nacht seines Lebens. Du triffst auf Menschen, die dein Leben verändern werden.
6) Und, verändert sich ihr Leben in dieser gemeinsamen Nacht im Hotel?
JC: Sie werden auf jeden Fall eine gemeinsame Erfahrung machen, die für sie lebensverändernd sein kann. Der Abend ist so konzipiert, dass man am Anfang denken könnte, es wird nichts passieren, weil sich die Figuren allesamt nicht kennen und nichts miteinander zu tun haben möchten. Dann entfaltet der Raum aber seinen Facettenreichtum, die Musik beginnt zu spielen und der Zauber breitet sich aus.
Wie erlebe ich einen Ort, wenn ich plötzlich nicht mehr das machen muss, wofür dieser Ort bestimmt ist? Wenn ich eine Nacht in einem Supermarkt eingeschlossen wäre, wie wirkt dieser Raum dann in dieser besonderen Situation auf mich und auf andere?
Der Abend funktioniert stark auf der Ebene des Erlebens und Fühlens und es geht weniger darum, alles erklären zu können.
BL: Es wird keine Boulevardkomödie. Der Humor speist sich daraus, dass wir Menschen zeigen, die in ihrem Sein per se erstmal nicht dazu neigen, lustig zu sein. Im Aufeinandertreffen, in diesem Raum, zu dieser Zeit, die vergeht, wirkt das auf eine unfreiwillige Art und Weise komisch.
7) Es wird also wieder musikalisch. Was war euch bei der musikalischen Setzung wichtig?
Bendix Dethleffsen (BD): Bei der Auswahl habe ich mich an dem Raum orientiert, einem Hotelraum. Ich habe mir überlegt, welche Assoziationen mir bei einem Hotelzimmer durch den Kopf schießen: Übernachtung, Anonymität beispielsweise. Dann habe ich darüber nachgedacht, wie man nach und nach das Gemeinschaftsgefühl steigern kann, welche Möglichkeiten es gibt, wie man von den anfänglichen Individuen, die nichts miteinander zu tun haben wollen, zu einer Gruppe wird, die zusammen singt, wo man sich zueinander zugehörig fühlt.
Die Musik ist sehr vielfältig, also gar nicht auf Richard Wagner beschränkt. Es wird sehr viel Popmusik aus den 80er und 90er Jahren gespielt, aber auch Henry Purcell oder Johann Sebastian Bach stehen auf dem Programm.
8) Musik spielt in immer mehr Inszenierungen am Schauspielhaus eine tragende Rolle. Worin besteht für euch die Stärke von Musik im Schauspiel?
BL: Die Stärke von Musik liegt darin, dass sie wahnsinnig viel transportieren kann, was sich allein durch die Sprache nicht transportieren lässt. Und wir können sie sehr unterschiedlich einsetzen. Wir können gegen den Text gehen, wir können etwas unterstreichen, unterstützen und damit eine neue Ebene zum Visuellen und Textlichen aufmachen. Außerdem haben wir sehr viele musikalische Ensemblemitglieder und darauf greifen wir natürlich gerne zurück.
BD: Musik besitzt die Fähigkeit, Erinnerungen freizusetzen. Wir greifen ausschließlich auf bestehende Musik zurück, was das Besondere an unserem Abend sein wird. Musikstücke, die man vielleicht wiedererkennt, aber aus einem anderen Kontext. Alles kann Erinnerungen, Assoziationen und Gefühle freisetzen.
9) Letzte Frage: Warum sollten es sich die Magdeburger:innen nicht entgehen lassen, eine Vorstellung zu besuchen?
BL: Es wird ein wahnsinnig humorvoller Abend, an dem sehr viel gelacht werden kann und der zugleich Einblicke in die Tiefen menschlichen Miteinanders gewährt. Wir haben immer gesagt, dass wir eine große Bandbreite an verschiedenen Themen, Ästhetiken und Spielweisen anbieten möchten. Hier können wir eine Facette auf der Bühne erleben, die wir so noch nicht hatten. Das Zusammenspiel aus den ausgeklügelten Choreografien von Kiyan Khoshoie, einem Regisseur, der aus der Oper kommt, dem Musiker Bendix Dethleffsen und dem Schauspielensemble ermöglicht eine neue Art, Theater zu erzählen. Ich glaube, dass man danach beschwingt und mit einem guten Gefühl das Theater wieder verlässt.
Die Premiere am 24. Februar ist bereits ausgebucht. Sichert euch deshalb schnell ein Zimmer … ähm, natürlich ein Plätzchen für einen der folgenden Abende: am Freitag, den 01. März, Sonntag, den 24. März, Freitag, den 12. April oder Freitag, den 26. April, jeweils um 19.30 Uhr. Weitere Verfügbarkeiten könnt ihr der Website des Theater Magdeburg entnehmen. Garantiert immer zu den besten Preisen und auch ohne Kreditkarte buchbar!
Und wann checkt ihr ein?
Wir danken Julien Chavaz, Bastian Lomsché und Bendix Dethleffsen für das Gespräch und wünschen allen Beteiligten toi, toi, toi für die Premiere!
Text: Tobias Bachmann (Letzte Aktualisierung: 23.02.2024)
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