Foto: Andreas Lander

Jede*r ist in der Lage, sich zu verlieben. Auch im Angesicht des Todes. Gerade Ausnahmesituationen sind geeignet, Gefühle für andere Menschen zu entwickeln. Warum? Naja, im tiefsten Innern ist der Homo sapiens ein soziales Wesen und die Vorstellung allein ins Jenseits zu entschwinden, ist von Einsamkeit umwoben.

Hinzu kommt, dass es bereits im Diesseits das bestimmende Element ist – die Liebe. Liebe ist für ein glückliches Leben maßgebend. Liebe zu Menschen, Liebe zu den kleinen Dingen. Schöpfen wir unsere Energie bzw. unsere Lebensziele nur aus negativen Emotionen wie Hass, Misstrauen und Angst, so ist es möglich zu überleben, aber erstrebenswert ist es nicht für das innere Gleichgewicht oder ein gesundes soziales Miteinander.

Bei „Norway.Today“ sucht Julie (Jenny Langner) nach einem Begleiter auf der Reise zum Ende der Welt. Wie die Entscheidung auf August (Philipp Quest) fällt, erkundet ihr am besten selbst. Jedenfalls sind sie zu zweit unterwegs an den Rand ihrer Existenz und noch viel weiter. Igor Bauersimas Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit, was beim Zusammenspiel von Liebe und Tod kein sonderliches Prädikat darstellt. Umso einfacher der Zugang zum Stück, nicht nur für Jugendliche. Und umso erschütternder sowie berührender die möglichen Konsequenzen für die Denkprozesse des Zuschauenden.

Wenn ich mich dazu entschließe, mein Leben zu beenden, wem bin ich dafür Rechenschaft schuldig? Habe ich ein Recht, mich dessen zu entledigen, was meine Eltern oder eine höhere Macht mir gegeben haben? Ist mein Verhalten unverzeihlich oder ganz allein meine Sache? Wie lässt sich die vorauszusehende Trauer der Hinterbliebenen möglichst gering halten? Pro oder Contra Abschiedsbrief? Kann es nicht doch sein, dass es Dinge im Leben gibt, die ich nun verpasse? Wie lange soll ich mir für die Entscheidung zum Freitod Zeit lassen? Erschießen? Tabletten? Pulsadern aufschneiden? Sind die Organe von Selbstmörder*innen vergiftet und sollten nicht mehr für Organtransplantationen verwendet werden?

Egal wie un-/berechtigt diese Fragen erscheinen, bei der ersten eigenen Inszenierung von Nina Baak am Theater Magdeburg geht es um zwei Menschen, die mit ihren Gefühlen und Anliegen glaubhaft dargestellt werden. Die Schauspieler*innen entführen in diesem wortwitzigen Stück mit ernster Thematik und ernstzunehmenden Charakteren in einen neutralen Raum des „Was wäre wenn?“. Die Geschichte wird in verschiedenen Ebenen auf die Bühne gebracht und musikalisch gestützt. Es ist kaum möglich, sich nicht in Gedanken selber an den Rand der Klippe zu stellen, um das Nordlicht zu beobachten. Und dann?