Foto: Nilz Böhme
“Alice” ist eine wundervolle Geschichte für Erwachsene. Charles Dodgson (Ralph Martin) alias Lewis Carroll schrieb sie für ein Mädchen, das in ihm Ruhe und Balance erzeugte. Weniger ausgeglichen sind die Zuschauenden von der illuster phantasievollen Darbietung der Schauspieler*innen und Musiker*innen an diesem Abend im Schauspielhaus. Das Stück unter Regie von Caroline Stolz basiert auf dem Konzept von Tom Waits und Kathleen Brennan. Dies spiegelt sich in der grundlegend jazzigen Stimmung sowie einer leichten Melancholie wider. Frank Rosenberger, der für die musikalische Gestaltung verantwortlich ist, überzeugt den Zuschauer vom Klang in den Dingen. So werden Gießkannen, Waschbretter und Schreibmaschinen zum Schallen gebracht, Regengeräusche durch die Körper der Protagonist*innen auf der Bühne simuliert. Die Bandmitglieder sind als Vikare verkleidet Teil des Bühnenensembles bis zu dem Moment, da Konstantin Marsch in seiner Rolle des Messdieners ausbricht und Dodgson gegenübertritt. Bizarr, ein wenig unheilvoll, doch stets überraschend, so gestaltet sich Alice’ (Lena Sophie Vix) Reise durchs Wunderland mit Gitarre spielenden Blumen, einer singenden Raupe (u.a. Marie Ulbricht), einem Eierlikör trinkenden Humpty Dumpty (Alexander von Säbel), einem strickenden Schaf (Ralph Opferkuch) und allerlei weiteren imposanten Charakteren. Nicht fehlen darf das Teekränzchen des Märzhasen (Sebastian Reck) mit dem verrückten Hutmacher (Konstantin Lindhorst) und der Haselmaus (Peter Wittig), das mit einigen Wortspielen aufwartet. Beeindruckend auch die beiden Herrscherinnen, die durch ihr Kostüm sowie darstellerisch überzeugend agieren. “Alice” beweist, welche Macht bzw. Möglichkeiten dem Theater innewohnen.
Basal für diese Inszenierung ist die Arbeit mit den Statist*innen. Sie führen das Publikum bereits im Foyer heran an die Geschichte und schließlich auch hinein in den Zuschauerraum. Das Bühnenbild wird von ihnen in Bewegung versetzt und auch die Raupe wäre ohne sie um ein Wesentliches kürzer. Die Aufführung lebt von der Musik, der engagierten Darbietung aller Beteiligten und der Spielfreude, die die Statist*innen vermitteln.
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