Eigentlich bieten Karolin und Andreas im wunderbaren Strudelhof meist nur den besten Kaffee der Stadt und ganz wunderbare Strudelkreationen an. Doch zu ihrer Idee eines Kaffeehauses gehört auch ganz viel Kultur, Musik und Theater. Und nach dem Sommerurlaub geht es jetzt im September wieder richtig los. Wir haben uns mit ihnen über ihre Idee und das Programm unterhalten.
“Optimal für Langschläfer” nennt Andreas das Angebot. Denn wenn der gebürtige Berliner nach Stationen in Portugal, Italien und natürlich Wien einwas mit nach Magdeburg gebracht hat, dann ist es die mondäne Lebensweisheit: “In Berlin wird immer gefrühstückt. Egal wann.” Daher ist der Strudelhof, dank historischer Kachelwände einer alten Fleischerei und gemütlicher Einrichtung, einer der wenigen Orte in Magdeburg, wo man auch nach 16 Uhr noch ohne schlechtes Gewissen Käsesemmeln bestellen kann. Oder eben Topfenstrudel mit Marillen. Oder Lachs-Blattspinat-Strudel. Oder großartige Limo. Ihr merkt, wir sind ganz schön verliebt.
Aber eigentlich ist der Strudelhof nicht einfach nur ein Café, sondern viel mehr ein Konzept. Ein Raum der Entschleunigung. Daher war es für Andreas und Karolin von Anfang an klar, als sie 2013 eröffneten, dass zu einem Kaffeehaus auch Musik und Theater gehört. “Ich erinnere mich an das Café Einstein am Ku’damm wo damals Maler, Literaten, Intellektuelle und Schreiberlinge den ganzen Tag verbrachten. Da durch die schlechte Bezahlung selten der Kühlschrank voll war, haben sie zum Teil ganze Tage in diesem Caféhaus verbracht und am Ende mit Ihrer Kunst gezahlt.”
Um dieses Flair und die Tradition aufrecht zu erhalten, basteln beide jedes Jahr ein buntes Programm mit Künstler*innen aus der ganzen Welt. Dabei können Sie sich vor lauter Anfragen mittlerweile kaum noch retten, so dass sie darauf Wert legen, eine große Bandbreite anzubieten – von klassischer Musik bis hin zu Singer-Songwriter. “Auch ein Streichquartett hat unser Lädchen als Möglichkeit entdeckt. Die Gäste werden von mal zu mal zahlreicher. Beim ersten Konzert waren noch neun Leute zu Gast – und das waren dann meist nur die Fans, die die Band selbst mitgebracht hatte.”
Die Veranstaltungen in der ‘Auslage’ sind meist sehr intim, da der Café-Raum nur wenigen Gästen Platz bietet. Doch trägt dies auch zu einer einzigartigen Atmosphäre bei, in der verschiedene exquisite Formate ausprobiert werden. Mittlerweile gibt es auch eine erotische Lesereihe “Literarische Affäre”, die jedes Mal komplett ausverkauft ist. Oder im Oktober kommt Tim Herden auf Lesereise mit seinem neuen Hiddensee-Krimi “Harter Ort”, präsentiert mit der Buchhandlung Wahle.
Wichtig sind den beiden dabei das gute Miteinander mit Künstler*innen und Gästen. “Wir geben unseren Künstlern 100 Prozent der Tür. Wir wollen daran nichts verdienen. Wir verstehen uns als Supporter.” Der Kontakt läuft dann direkt, ohne Agenturen. “Wir bekommen mehrere Anfragen pro Woche. Leute die wir besonders ins Herz geschlossen haben, können gerne öfter kommen. Wir haben zum Beispiel eine tollen Künstler aus Kalifornien, der kommt auch schon zwei-, dreimal im Jahr vorbei.”
Große Bands sind zwar nicht möglich, dafür wird aber gern Neues ausprobiert. “Dieses Jahr haben wir auch einen Operrettenabend geplant, Wiener Operretten und italienische Arien. Oder im November immer Donnerstags die ‘Wiener Filmwochen’.”
“Wir sind kein Szenécafe. Uns ist die Mischung wichtig. Wir wollen für alle ein offenen Haus sein. Von der Oma bis zum Studenten ist bei uns jeder willkommen”, sagt Andreas zum Abschluss.
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