Vor ein paar Wochen ist es das erste mal in Erscheinung getreten – Das LeseZeichen. Ein Projekt von Arnisa Halili, Svenja Heinrichs, Sofia Helfrich und Thao Tran. Alle studieren zusammen KWL – Cultural Engineering und sind auch außerhalb des Studiums gemeinsam unterwegs.

Was bedeutet Lesezeichen? Warum habt ihr das Projekt gestartet?

Wir wollten ein Zeichen setzen durch das Lesen. Die verschiedenen Orte an denen wir sind, markieren eine revolutionäre, rebellische Lesezeichen-Bewegung. Wir setzen überall Zeichen. Lest, Leute! Nach dem Motto des Guerilla Reading. Wir wollen, dass wieder mehr Leute dazu motiviert werden, zu lesen und sich mit Literatur zu beschäftigen. Das soll niedrigschwellig erfolgen, dadurch dass wir in die Stadt gehen und die Leute da abholen, wo sie unterwegs sind.

Wie finanziert ihr das Projekt?

Das Projekt wird finanziert über das Kulturreferat des Studierendenrates. Wir sind dieses Kulturreferat für die aktuelle Legislaturperiode und haben uns entschlossen mit dem Geld, ein Lesungsprojekt durchzuführen. Da wir Lesezeichen auch auf dem Campus, z.B. im Campustheater umgesetzt haben oder bei den Ökosozialen Hochschultagen, bereichert das Projekt das Campusleben. Wir hatten uns überlegt, dass wir bei den Lesungen, die nicht auf dem Campus stattfinden, vor allem Studierende lesen lassen wollen, was nicht immer funktioniet, aber ein guter Ansatz ist. Es war uns wichtig, dass die Leute nicht bezahlen müssen, um an den Veranstaltungen teilzunehmen.

Welche Veranstaltungen gab es bisher und wo fanden sie statt?

Die erste Veranstaltung war im Campustheater mit Daniel Schreiber. Die zweite im Forum Gestaltung in Form einer Nachtlesung zu starken Frauenstimmen der Literatur. Die dritte fand auf der Sternbrücke statt, da ging es um Lieblingsbücher. Am 09. Juni war eine Lesung beim Nachhaltigkeitsfest der Ökosozialen Hochschultage mit den Schreibkräften zum Thema „Essen“. Vorletzten Sonntag ging es in den Geschwister-Scholl-Park mit Stephan Schulz. Am 28. Juni findet die Dachlesung statt und am 05. Juli die Lesung beim Vakuum zum Thema: Lyrik im Freiraum statt. Da werden wir mit dem Friedrich-Bödecker-Kreis zusammenarbeiten.

Es waren ursprünglich sechs Lesungen geplant, aber Stephan Schulz ist auf uns zugekommen und hat gefragt, ob wir mit ihm was machen wollen. Deswegen sind es jetzt sieben.

Danach macht das Projekt erstmal Pause?

Die Pläne gehen bis zum 05. Juli, weil wir dann wegen Auslands- bzw. Praxissemester nicht mehr alle in Magdeburg sind.

An dieser Stelle der Aufruf: Ihr könnt euch sowohl für die Arbeit beim Kulturreferat bewerben, als auch für die Weiterführung von Lesezeichen melden. Das Projekt ist relativ einfach umzusetzen, ein bisschen Aufwand ist immer zu leisten, wenn noch andere Dinge zeitgleich zu erledigen sind, aber es ist kein einmonatiges Festival, das wir organisieren. Deswegen haben wir die Hoffnung, dass es jemand während unserer Abwesenheit übernehmen bzw. weiterführen kann. Es wäre schön, wenn es zu einer Serie wird. Gerade weil es jetzt anfängt, sich zu etablieren und die Leute wissen, worum es geht. Es soll noch nicht vorbei sein.

Vielleicht lässt sich das Ganze als Sommeraktion etablieren.

LeseZeichen meets Sternbrücke by Sofia Helfrich

Es ist eine gute Idee, das draußen zu machen, weil dann auch zufällig Leute vorbeikommen und im besten Fall dableiben, zuhören bzw. mitmachen.

Die Lesungen auf der Sternbrücke und beim Forum Gestaltung waren am schönsten. Es war halt draußen. Auf der Sternbrücke hat das mit den Leuten, die stehenbleiben und zuschauen besser geklappt, als gedacht.

Es war auch total schön, dass z.B. Leute im Forum Gestaltung gelesen haben und dadurch Bock hatten, auf der Sternbrücke weiterzulesen, ohne dass wir sie aktiv gefragt haben, ob sie lesen wollen, meinten sie von sich aus: Wir können das nächste mal auf jeden Fall wieder, weil es total Spaß gemacht hat. Dadurch haben die Leute die Freude am Vorlesen entdeckt.

Unter den Anmeldungen für die Dachlesung am 28. Juni gabs auch Leute, die gefragt haben, ob es die Möglichkeit geben wird, selber Texte vorzulesen. Das geht dann aber leider nicht.

Das war auch von Anfang an der Gedanke, dass wir probieren wollten, was geht in Sachen Lesung und dass wir dann verschiedene Konzepte umgesetzt haben. Einmal wars im öffentlichen Raum, einmal wars drinnen, einmal waren es Leute, die selbst lesen, dann Autoren, die lesen und am Anfang hat es ganz schön geschlaucht, Leute zu finden, die selber lesen wollen. Deshalb ist es schön, dass es sich jetzt etabliert, aber gleichfalls schade, dass wir sowas aktuell nicht nochmal anbieten können.

Das ist so schön, dass die Leute merken, dass lesen Spaß macht.

Wie habt ihr die Themen bzw. die Orte gewählt?

Es sind besondere Orte. Das haben wir uns fest vorgenommen. Das Campustheater ist ein spezieller Ort, v.a. für Studierende und weil es noch relativ neu ist. Die Sternbrücke und der Geschwister-Scholl-Park, das sind eher Durchgangsorte, die an sich nicht richtig wahrgenommen werden, weil die Verweildauer gering ist. Wir dachten daran, an den Orten Laufpublikum anzusprechen, das von sich aus nicht zu einer Lesung gegangen wäre, sondern im Vorbeigehen aufmerksam wird, ungeachtet dessen, ob sie stehen bleiben oder weitergehen. Aufgefallen ist es auf jeden Fall. Die Leute haben sich Gedanken darübergemacht.

Das erste Ziel war es, Literatur zu fördern und das zweite Ziel war es auf Orte aufmerksam zu machen und Orte zu beleben. Die Orte, an denen wir das Gefühl hatten, an denen muss das passieren, die haben wir ausgewählt. Es gibt da natürlich noch viele andere.

Wie war die Resonanz bisher, außer die Rückmeldung von den Vorlesewütigen, die ihr schon erwähnt habt?

Das Gästebuch ist unser Alleinstellungsmerkmal. Das haben wir selbst gemacht und bei jeder Lesung dabei. Copyright Sofia Helfrich.

Bis jetzt haben wir nur positive Rückmeldungen bekommen.

Dadurch, dass wir die Veranstaltungen niedrigschwellig und einfach halten, bekommen die Leute hoffentlich mit, dass wir das für sie machen und da gibts dann nicht so viele Kritikpunkte, wie wenn wir sagen würden: Wir haben da jetzt den übelsten Anspruch. Die Atmosphäre bei den Aktionen soll so sein, dass das Publikum merkt, dass alles entspannt ist und auch technische Probleme nicht die Existenz des Projekts gefährden. Insgesamt kann man sagen, dass die Leute es bis jetz gut fanden. Uns hat es wirklich sehr gefreut, dass Leute gesagt haben, nächstes mal bring ich auch mein Buch mit oder nächstes mal komm ich wieder. Das hat so viel Spaß gemacht. Es bestätigt sich auch immer wieder.

Unsere Befürchtung, dass Literatur gerade abstirbt, da gehen die Leute drauf ein und sagen: Schön, dass es euch gibt, weil wir selber merken, dass Literatur gerade nicht so präsent ist wie früher. Das zeigt, dass wir unser Ziel richtig gesetzt haben.

Wie kann man euch erreichen?

Über die Facebook-Präsenz und unter der Mailadresse: lesezeichen.magdeburg@gmail.com

Habt ihr noch eine Buchempfehlung?

Daniel Schreiber: Zuhause

Ian McEwan: Abbitte bzw. der Autor generell

José Saramago: Die Stadt der Blinden

Markus Zusak: Der Joker

Also: Lesen und lesen lassen.

Interview mit Svenja Heinrichs, Sofia Helfrich und Thao Tran

Fotos: Wenzel Oschington