Im Volksbad Buckau wird am Donnerstag die Kunstausstellung Das Blut, das uns eint eröffnet. Magdeboogie hat sich vorher mit der Ideengeberin Kira getroffen und mit ihr über die Entstehung des Projektes, Periodenvorurteile und Kunst gesprochen.  

Wie bist du denn auf die Idee mit der Ausstellung gekommen?

Ich weiß es tatsächlich gar nicht mehr genau. Die Menstruation ist so ein bisschen mein Lieblingsthema. Mich beschäftigt, dass es so stigmatisiert wird, dass man nicht darüber spricht, dass das so ein Tabuthema ist. Ich wollte schon immer etwas dazu machen und darüber sprechen und die Botschaft schicken: „Leute das ist alles nicht so schlimm, wir können offen darüber reden.“ Das hatte hier gut gepasst mit dem Praktikum im Volksbad Buckau, weil ich hier das Gefühl hatte ich kann machen, was ich will. Ich habe eine Idee, dann habe ich Team, dann habe ich einen Ort und motivierte Menschen, die da mitmachen. Dann kam mir einfach diese Verbindung. Ich dachte mir, wenn ich so etwas machen sollte, dann ist das Volksbad Buckau der perfekte Ort dafür.

Und wie bist du auf den Namen der Ausstellung gekommen?

Der kam mir auch einfach. Das ist voll die langweilige Antwort und das tut mir sehr leid. Der Name war einfach das erste, was mir einfiel. Ich finde den Titel auch ziemlich gut, muss ich sagen. Ich hatte mir darüber Gedanken gemacht, wie man das nennen kann und einen Tag später „BÄM“. Das passt.

Kira (links) erklärt einer anderen Mitarbeiterin, was es mit den Kunstwerken auf sich hat. Foto: Elisa Raßmus

Wie groß ist eigentlich das Team, das an der Ausstellung mitarbeitet?

Das sind alle Personen, die auch im Volksbad arbeiten. Das sind drei Festangestellte, eine FSJlerin, zwei Minijobber und ich. Also sieben Leute, die das nebenbei planen. Es gab auch gar nicht so viel zu tun. Jetzt kamen erst die Bilder rein und die ganzen Anmeldungen.

Warum gerade eine Kunstausstellung für das Thema Menstruation?

Es ging mir auch hauptsächlich darum, dass andere Leute was einreichen und ihre Stimme zu dem Thema geben können. Ich hätte jetzt auch sagen können, dass ich ein Gedicht dazu schreibe und das in Magdeburg verteile oder ein eigenes Bild male. Mir ging es aber darum die verschiedenen Aspekte einzufangen, weil jede Person ein anderes Bild von der Menstruation hat. Da erschien mir das Format als eine gute Idee. Jeder kann etwas einreichen und hat auch direkt ein Publikum.

Die Mitarbeiterinnen vom Volksbad Buckau hängen die Kunstwerke auf. Foto: Elisa Raßmus

Denkst du es ist vielen Frauen immer noch unangenehm darüber zu sprechen und warum denkst du ist das so?

Also auf jeden Fall ist es Leuten noch unangenehm darüber zu sprechen und das ist auch völlig in Ordnung. Mein Anspruch ist jetzt nicht zu sagen: „Boar du traust dich nicht, dass offen zu sagen – du bist lame.“ [lacht] Hauptsächlich liegt dieses Schamgefühl am Umgang mit Menstruation und den Vorurteilen in den letzten hundert Jahren. Das lastet noch nach. Frauen, die menstruieren waren hysterisch, die waren nicht bei Sinnen – das gab es ja schon im Mittelalter. Die Menstruation war immer schon ein Werk des Teufels oder ungesund, krank und ekelhaft. Vor 100 Jahren wurde eine Frau noch geächtet, wenn sie geblutet hat. So schnell geht das nicht aus den Köpfen heraus. Deshalb hängen wir alle, egal welches Geschlecht und ob man menstruiert oder nicht, in diesem Kreis von Stigma und Tabu. Und bekommen das dann auch so vererbt. Wenn die Eltern beispielsweise einen schon so erziehen, dass die Menstruation ein Vorgang ist, der eher heimlich passieren soll. Ich kriege dann ein Tampon von meiner Mama aber das eher so heimlich. Dann wird das immer weitergegeben und das muss man erstmal durchbrechen. Und das dauert einfach lange.

Hattest du damals die Debatte, um „Pinky Gloves“ mitbekommen? Was waren deine Gedanken dazu?

Ich war da auch eine der Personen, die ziemlich sauer war und das auch stark kritisiert hat. Zwei Männer haben sich ausgedacht, dass die Frauenwelt pinke Handschuhe braucht, um hygienisch ihr Tampon zu wechseln. Das war die Grundidee und ich fand das frech die Menstruation wieder mit etwas zu verbinden, was ekelhaft ist und versteckt gehört. Du benutzt dann diese Pinky Gloves, du musst dann nicht die Hände waschen und kannst das dann schön darin einwickeln. Hauptsache man sieht im Badezimmermüll kein blutiges Tampon oder blutige Binde. Da war dann wieder das Thema – Menstruation ist widerlich und wir Männer müssen etwas dagegen tun, vor allem damit es ansehnlicher und angenehmer wird für die Anderen. Die zwei Männer hatten gesagt, dass sie es befremdlich finden, wenn sie bei Frauen Zuhause sind und im Badmülleimer befinden sich rote Flecken, Tampons und so. Das fand ich frech. Das war der falsche Weg. Es ging nicht darum Frauen, die menstruieren, etwas zu erleichtern, sondern viel mehr darum, dass die Männer das nicht sehen wollten und deswegen ein Produkt erschaffen haben. Noch dazu waren die Handschuhe pink, weil alle Frauen mögen pink, das weiß ja jeder. Die Beiden hatten diese Idee bei „Höhle des Löwen“ vorgestellt und wurden gesponsert, während ein oder zwei Jahre zuvor zwei Frauen mit Periodenunterwäsche da waren und diese wurden nicht unterstützt. Die Frauen wurden abgelehnt mit der Begründung es wäre ein Nischenprodukt, aber jetzt sieht man, wie das gerade abgeht. Das war dann die Kirsche auf der Torte, wo ich mir auch dachte: „Leute was ist los?“

Vielleicht kommen wir jetzt nochmal zurück zur Ausstellung. Hast du einen Überblick wie viele Einreichungen es jetzt gab?

Ich glaube es sind 30 bis 40 Kunstwerke. Das passt ziemlich genau. Wir haben jetzt angefangen die einzurahmen und aufzuhängen. Wir haben Fotografien, Skulpturen, genähte Werke, gehäkelte Kunst, getöpferte Kreationen, Gedichte, Texte und Bilder, welche mit Menstruationsblut gemalt worden sind. Also von allem etwas.

Da wären wir schon am Ende von dem Interview. Willst du noch was ergänzen, was dir auf dem Herzen liegt?

Ja ich würde eine Sache noch gern betonen, und zwar soll es nicht darum gehen die Menstruation ausschließlich zu romantisieren oder schönzureden. Ich habe das Gefühl, dass die Assoziation vielleicht entstanden sein könnte, wegen Kunst und nach dem Motto: „Wir feiern die Periode total.“  Das möchte ich aber gar nicht, weil mir bewusst ist, dass viele Menschen mit Menstruation einfach nur Leid, Schmerz, PMS, Gang zur Ärztin oder Arzt und Krankheit verbinden. Natürlich gibt es auch Menschen, die ihre Menstruation als natürlich und wundervoll empfinden. Wenn jemand die Menstruation als eine schöne Erfahrung wahrnimmt, dann hat das genauso seinen Platz hier auf der Ausstellung. Es sollen einfach alle Aspekte der Menstruation dargestellt werden.

Mehr Informationen zur Veranstaltung gibt es unter:

Ausstellungseröffnung: „Das Blut, das uns eint“