Auf den ersten Blick klingt Mageburger Amaturenwerke (MAW) nicht unbedingt nach einem Club – fast 30 Jahre nach Ende der Firma wird das jetzt aber jetzt Realität: Techno und House bekommen in Magdeburg eine neue Location. Der Name bleibt! Am 01. Oktober 2022 könnt ihr das erste Mal im alten Lager des MAWs zu elektronischer Musik tanzen. Magdeboogie hat sich den Ort schon mal vor der Eröffnung angeschaut und mit den Gründern Patrick Drebenstedt und David Weiß über den Club geschnackt – ein Gespräch über Techno, Vielfalt in der Partyszene und die Erfüllung eines Lebenstraums.

Noch wird hier einiges zurecht gebaut, am Samstag kann auf zwei Floors mit zwei Bars gefeiert werden. Das MAW öffnet am 01.10. Mit der Werkseröffnung im August haben sich die Betreiber Patrick Drebenstedt und David Weiß bereits an das neue Clubszenario herangetastet – jetzt wird es ernst.

Location

Auf einem Industriegelände in der Liebknechtstraße, nicht weit vom Boys’n’Beats entfernt, wird an der neuen Location seit Februar 2022 gearbeitet. Beim Rundgang fühlt es sich ein wenig an wie in einem Technoclub in Berlin, denn die Location ist für einen Club in Magdeburg absolut einzigartig. Das mehrstöckige Gebäude versetzt einen direkt in eine Zeit vor dreißig, vierzig Jahren. Die meisten Teile der Einrichtung sind aus anderen alten Gebäuden, wie beispielsweise die Bar. Diese stand so bereits in der alten Diamantbrauerei.

„Wenn du hier am Wochenende reinkommst, könntest du denken, dass der Club schon ein, zwei Jahre offen ist. Der Ranz der Fabrik soll ein bisschen erhalten bleiben“, erzählt der Co- Founder Patrick.

David hat schon vor vielen Jahren bereits nach einer Location gesucht und ist damals schon auf das alte Lager gestoßen, daraus hatte sich aber noch nichts ergeben. Bei einer Privatfeier haben sich dann Patrick und David unterhalten, sind beide beim Ideenschmieden auf das gleiche Objekt gestoßen und konnten es vom Eigentümer anmieten. Im Februar 2022 erfolgtedie Schlüsselübergabe, seitdem ist das Team konstant am werkeln und aufbereiten. In den ersten Monaten haben sie Schrott und Müll beseitigt, Fenster waren eingeschlagen – das Gebäude steht seit 1993 leer. Jetzt werden zwei Stockwerke genutzt.

Die Location von außen. Bild: Julia Röhr

Die Gründer Patrick Drebenstedt (links) und David Weiß vor der Tür des MAW. Bild: Julia Röhr

Techno seit den 90ern

Für Patrick und David gab es schon elektronische Musik in allen Richtungen. Seit den 90ern und 2000ern feiern sie zu Techno, waren schon früh auf den Partys. Dazu arbeiten beide in der Branche. David macht mit der Eventfirma HIGHSociety bereits seit 18 Jahren Veranstaltungen in den verschiedensten Locations. Patrick ist Producer und DJ, hat das Label Drec und die Veranstaltungsreihe Subground, macht ebenfalls Veranstaltungen. Bei einer Familienfeier kamen die beiden auf eine wirkliche Schnapsidee und haben sich zusammengetan, sich einen Traum erfüllt – dann kam das MAW.

Clublandschaft

Parallel zum Projekt macht David weiterhin Veranstaltungen, wie zum Beispiel in der Insel der Jugend. Bisher haben sie von der Kulturszene nur Unterstützung erhalten. Das Gute am eigenen Club: Sie können ihr eigenes Konzept durchziehen. Sound und Style sollen besonders werden, es soll in Richtung Industrial/EBM/Postpunk gehen. „Der Techno soll nicht so funktionell sein, sondern auch gern mit etwas mehr Power. Wir wollen Energie auf dem Floor, das wäre ganz cool“, sagt Patrick Drebenstedt.

Upcycling ist Programm: Viele Möbel kommen aus alten Clubs und werden wiederverwendet. Bild: Julia Röhr

Besucher*innen

Ansprechen wollen die Inhaber mit dem Club alle Menschen, auch das Magdeburger Umfeld soll mit einbezogen werden. „Ich beobachte, dass die Magdeburger Clubs in den vergangenen Jahren größtenteils nur Magdeburger Gäste haben“, erklärt David. Das wollen sie ändern. Sie wollen im MAW auch internationale Acts anbieten. Prinzipiell haben die Betreiber das Ziel, alle Menschen in den Club zu lassen. „Wenn sich bei manchen Menschen herauskristallisiert, dass es nicht funktioniert, müssen sie eben draußen bleiben“, sagt Patrick zur Türpolitik im MAW. Er hofft, dass sie die Leute so weit bekommen, dass respektvoll miteinander und mit der Location umgegangen wird.

So wollen sie keine Verunstaltungen der Location oder Probleme der Gäste untereinander. Im Club selbst gibt es die „Werksbewahrer*innen“ – der eigene Name für das Awarenessteam vor Ort. Für beide ist es eine Selbstverständlichkeit, das Thema Achtsamkeit als Sicherheitskonzept mitzudenken und versuchen, einen Safe Space zu schaffen. Außerdem wollen sie, dass die Menschen sich so kleiden und bewegen können, wie sie wollen, ohne sich unwohl zu fühlen.

Sind euch die Plakate schon aufgefallen? Bild: Julia Röhr

Booking / Diversität

Im alten Industriegebäude sollen lokale Künstler*innen gefördert werden. Das Line-Up soll im 50/50 Verhältnis zwischen männlichen und FLINTA* DJs sein, was jedoch nicht immer klappt. Da David und Patrick selber Techno-Fans sind, wollen sie sich mit internationalen Künstler*innen auch eigene Wünsche erfüllen. Eigentlich wollten sie ausschließlich FLINTA* als Resident-DJs haben, das ist jedoch nicht so einfach, da sie bisher noch nicht so viele in Magdeburg kennen. Neben den Locals haben beide auch Kontakte nach Leipzig und Thüringen, wo sie weitere DJs buchen können. Auch soll Nachwuchs in der Szene gefördert werden, es wäre ein Ort zum üben, für Workshops. Streams von jungen Künstler*innen sollen ebenfalls aufgenommen werden, damit diese Gehör finden, um sich eine Plattform aufzubauen.

Eintritt

Für die Werkseröffnung im August gab es im Soultunes Einladungen, was jedoch nicht praktisch für Gäste außerhalb Magdeburgs war, da diese an keine kamen. Deswegen: Abendkasse, Eintritt erstmal 12 Euro. Mittlerweile ist das ein normaler Preis in der Clubszene.

Das genaue Line-Up könnt ihr auf dem Instagram-Kanal des MAW abchecken. Freut euch auch auf internationale DJs, wie die Künstlerin Aisha Cue aus Polen.

 „Man hat 1993 hier das Licht ausgeschaltet und wir schalten es wieder ein“, erzählt David. Das Konzept des Clubs ist schlicht und im Industriethema. Der Style ist in Richtung DDR ausgelegt, keine grellen Farben, viele Kontraste.