Foto: Andreas Lander
Im Spielplan des Theater Magdeburg ist „Der Kleine Prinz“ unter der Regie von Atif Mohammed Nour Hussein als Kinderstück ausgeschrieben. Gerichtet an das Kind in uns, ist ein Besuch dieser Inszenierung von Antoine de Saint-Exupérys bekanntestem Werk ein Muss für jede Altersklasse. Ich wünschte, es würde nie zu Ende gehen.
Wenn man traurig ist, liebt man Sonnenuntergänge.
Der Planet des Kleinen Prinzen ist so klein, dass er sich ständig diesem Phänomen widmen kann, wenn er sich nur ein bisschen bewegt. Doch ist er traurig und allein auf seinem Himmelskörper? Nein, denn er hat seine drei Vulkane, die er putzt sowie seine Rose, um die er sich kümmert. Dennoch zieht es ihn hinaus ins Universum, um Planeten und deren Bewohner*innen zu erforschen. Einigen merkwürdigen Gestalten begegnet er auf seiner Reise und schließlich ist die Sehnsucht nach seiner Heimat übergroß. Auf der Erde bleibt ein gezähmter Fuchs zurück, denn die beiden haben einander kennengelernt und sind nun besonders füreinander. Außerdem hinterlässt der Prinz einen Piloten, dem er den Blick für das Magische, aber auch das Wesentliche im Leben offenbart hat. Natürlich bleiben auch wir, die Zuschauenden, zurück. Gebannt, überwältigt, berührt und verzaubert von einer Inszenierung des Weltbestsellers, die der Erzählung gerecht wird. Viel zu selten besinnen wir uns auf die essentiellen Dinge im Leben und heften unser Herz an Konsum, Besitz, Zahlen sowie Machtkämpfe.
Wenn wir nur für das Geld und den Gewinn arbeiten, bauen wir uns ein Gefängnis und schließen uns wie Klausner ein. Geld ist nur Schlacke und kann nichts schaffen, was das Leben lebenswert macht.
(Saint-Exupéry. Wind, Sand und Sterne. 1939)
Laut dem Autor des Kleinen Prinzen gehört zu einem erfüllten Leben Einiges mehr. Freundschaft zum Beispiel, Loyalität, Vertrauen, Zuversicht, Respekt, Neugier, Liebe. Darunter finden sich Eigenschaften des Kleinen Prinzen, die wir häufig bei Kindern und selten bei Erwachsenen antreffen. Aber muss das so sein? Einfühlsam zeigen uns die Schauspieler*innen Lena Sophie Vix und Konstantin Marsch die Welt hinter der Fassade des Alltags. Begleitet von dezent eingesetzten Klängen, entlocken sie der Bühne magische Momente. Versteckte Requisiten werden ins Spiel eingebunden und lassen bezaubernde Bilder entstehen, wenn die Protagonist*innen sich in der Verkörperung des Kleinen Prinzen und seiner Weggefährten abwechseln (Bühne/Kostüme: Leif-Erik Heine). Wichtig für die Vermittlung von Gefühlen und Nähe ist die Platzierung der Zuschauer*innen auf Kissen sowie die Verortung der Szenerie im Foyer des Schauspielhauses. Jeder andere Ort würde Distanz schaffen und die Entfaltung der Geschichte behindern, die auf unbewussten und in der Hektik des Alltags viel zu oft verdrängten Erkenntnissen beruht. Ich wünsche allen großen und kleinen Abenteurer*innen: Fröhliches Entdecken.
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