Woody Allen ist einer der großen Geschichtenerzähler der Gegenwart. Seine Werke bestechen durch Groteskes, Romantik und bleiben stets authentisch. Eine echte Herausforderung, der sich Regisseur Jonas Hien mit der Inszenierung von Spiel’s nochmal, Sam seit November 2013 stellt. Schweißtreibend und heiter, was dabei herauskommt.

Um keinen Zweifel am Charakter der Hauptperson Allan Felix zuzulassen, begegnet uns Raimund Widra als Abbild Woody Allens – Bart, Brille, legere Kleidung, schlaksig – nur etwas jünger als der Meister. Der Schauspieler agiert überzeugend in der Rolle des kauzigen Mittdreißigers, der kürzlich von seiner Freundin Nancy (Heide Kalisch) verlassen wurde. Einerseits sehnt Allan sich zurück in die gemeinsame Zeit mit der aktionsdurstigen Liebe seines Lebens, andererseits versucht er das Publikum und sich selbst davon zu überzeugen, dass er ein starker, unabhängiger Kerl ist. Dabei gestaltet sich der ständige Wechsel dieser entgegengesetzten Positionen urkomisch. Heulkrämpfe, Diskussionen über Schüßlersalze, potentielle Globuli-Sucht sowie Aufklärungsarbeit zur Wirkung diverser Heilkräuter tragen ihren Teil zur Unterhaltung bei. Weitere Charaktere des Stücks sind Dick (Oliver Chomik) und Linda (Iris Albrecht), ein befreundetes Ehepaar Allans; eine Vielzahl von Lindas Freundinnen, allesamt verkörpert von Heide Kalisch, die als potentielle Lebensabschnittsgefährtinnen Allans geprüft werden. Nicht zu vergessen: Humphrey Bogart (erneut Oliver Chomik).

Ja, der hat bei Casablanca mitgespielt.

Auch „Spiel’s nochmal, Sam“ ist ein Zitat aus eben jenem Klassiker der Filmgeschichte.

Genau genommen bestehen beim vorliegenden Theaterstück einige, oft überraschende Verweise zu diesem sowie anderen cineastischen Meisterwerken wie Pulp Fiction oder Der weiße Hai. An dieser Stelle ein Lob an die Kostüm- und Bühnenverantwortliche Simone Steinhorst, die es schafft, mit den richtigen Requisiten Bezug auf spezielle Figuren aus Filmen oder Fernsehserien zu nehmen.

Für alle, die „Casablanca“ nicht kennen (wollen), sei „Spiel’s nochmal, Sam“ dennoch empfohlen. Schließlich handelt es sich um ein Stück, das mit einer enormen Vielfalt an Lebensweisheiten und beeindruckenden schauspielerischen Leistungen aufwartet.

Wer nun immer noch grübelt, ob sich ein Theaterbesuch lohnt, höre auf Woody Allen: Du denkst zu viel. Tu’s einfach.