Foto: Andreas Lander

Voller Hoffnung schwelgen die Schwestern Olga (Marie Ulbricht), Mascha (Heide Kalisch) und Irina (Sonka Vogt) in Erinnerungen an ihre Heimat Moskau. Mit einem Lächeln denken sie selbst an traurige Momente zurück, freuen sich im Chor über Regen, Schnee oder Sonnenschein. Vor einem Jahr ist ihr Vater gestorben und vor elf Jahren sind sie mit ihm aus Moskau weg in diese Garnisonsstadt, wo es vor Dummheit strotzt. Was lohnt es hier vier Sprachen zu können? Heiraten ist überflüssig und dennoch Sehnsucht für Olga, die bereits mit Ende zwanzig vom Schuldienst ausgelaugt ist. Mascha hingegen hat mit 18 einen Mann geheiratet bzw. heiraten müssen, der ihr lästig ist, einen Lehrer (Ralph Opferkuch), der stolz ist auf seine guten Beziehungen zu den Vorgesetzten in der Schule. Zu guter Letzt ist da noch Irina, die Jüngste mit 20 Lenzen. Sie sprüht vor Lebensfreude, hat die Offenbarung in der Arbeit gefunden und scheint der Motor für eine frohe Zukunft der Familie zu sein. Leider sind alle abhängig, obwohl es nicht so sein müsste. Sowohl die Drei Schwestern, als auch deren Bruder Andrej (Alexander von Säbel) sind in Erwartung von Veränderungen im Stillstand gefangen.

Spielort für dieses Drama ist ein Bühnenbild, das von einer Tafel mit Emaillebechern dominiert wird (Bühne/Kostüme: Christiane Hercher). Rundherum sind Stühle sowie Sofas angeordnet, die sich bis an den Rand des Raumes erstrecken und dem Publikum als Sitzgelegenheiten dienen. Durch diese Nähe zum Geschehen, müssen die Zuschauenden sich verhalten, können sich nicht aus der Szenerie heraushalten, auch wenn ihnen die Befindlichkeiten der Protagonist*innen noch so fern scheinen. Es ist teilweise verstörend, wie sich die Figuren im Philosophieren verlieren (wollen). Glaube und Arbeit sind Komponenten, die als Motivation fungieren. Liebe ist das Einzige, was die Figuren an diesem Abend zu Aktionen verführt, dabei ist auch sie nicht von langanhaltendem Glück erfüllt. Die Protagonist*innen wollen alle nur raus aus dem Jetzt, flüchten sich ins Vielleicht und die Vergangenheit ohne dabei voranzukommen. Dazu gibt es musikalische Untermalung (u.a. von Konstantin Marsch) und eine überragende Portion Nostalgie frei Haus.