Foto: Andreas Lander

Willkommen im Varieté, wo Glitzer und Show das höchste Gebot sind. Die Magdeburgische Philharmonie unter Leitung von Hermann Dukek stimmt die Zuschauenden mit einem Potpourri der Melodien des Stücks ein. Nachdem durch die Musik und nur diese genug Spannung aufgebaut wurde, begrüßt Georges (Sebastian Reck) seine Gäste im La Cage aux folles. Denn dort, nicht im Opernhaus des Theater Magdeburg, befinden wir uns von der ersten Minute an. Die Stimmung steigt, das Travestie-Musical beginnt. Die Männer bewegen sich graziöser und eleganter mit den femininen Kostümen als manche Frau. Selbst, sich in Stöckelschuhen auf Treppen bewegen bei drehender Bühne, gelingt problemlos. Respekt. Einzig die mitunter breiten Männerschultern verraten das Geschlecht der Tänzer. Es lässt sich nicht leugnen.

Wir sind, was wir sind.

Die Leistung der Darsteller*innen ist immens. Sowohl Gesangseinlagen als auch Choreografien sind zwar nicht immer perfekt, aber in ihrer Fülle eine Herausforderung. Sympathisch, überraschend und von Kostümwechseln geprägt, kommen die Zuschauenden nicht zum Durchatmen, da ständige Aufmerksamkeit gefordert ist. Hinzu kommen vielseitige Bühnengestaltung, Drehmomente und Rollwände, die die Dynamik der Geschichte sowie die Energie der Musik transportieren (Bühne: Marcel Keller). Die Kombination von Ensemblemitgliedern des Schauspiel- und des Opernhauses funktioniert bzw. ergibt sich die Möglichkeit, einmal andere Darsteller*innen kennenzulernen. Oder auch bekannte Akteur*innen einmal anders zu erleben. Albin (Andreas Lichtenberger) in seinem Hauch von Morgenmantel und Schäfchenpuschen ist einfach grandios. Die Verwandlung zum Star des La Cage aux folles in funkelndem Abendkleid mit diversen Accessoires, die einen vor lauter bling bling verblenden, ist eine Meisterleistung. Ein weiterer herausragender Paradiesvogel ist Jacob (Anthony Kirby), der als „Zofe“ in Diensten Albins steht, sich aber eine Zukunft auf der Bühne ausmalt, wenn er doch nur die Chance dazu bekäme. Bis es soweit ist, opfert er sich für seine Freund*innen auf und genießt sein Leben inmitten der Varieté-Künstler*innen. Alles gut und glitter. Bis zu dem Moment, da Jean-Michel (Raphael Gehrmann) seinen Vätern Georges und Albin von seinen Heiratsabsichten berichtet und der bunte Familienreigen von den konservativen Eltern (Iris Albrecht, Thomas Schneider) der zukünftigen Braut Anne (Jenny Langner) auf die Probe gestellt wird. Trotzdem die Wendung der Geschichte keine ausgefallene Idee darstellt, ist die Umsetzung umso amüsanter und voller Liebe. Es begegnen sich Lebensgefährten im Mondschein, wird Komödiantisches offenbart, gibt Streichereinheiten und vielerorts illustren Tanz sowie Gesang. Getreu dem Motto:

Ein Leben kann man nur einmal leben

… wird dieser Abend zu einem besonderen Ereignis.

Ein Käfig voller Narren“ in der Inszenierung von Schauspieldirektorin Cornelia Crombholz ist ein Plädoyer für Liebe, Aufmerksamkeit, Toleranz, Respekt und Menschlichkeit. Alle Figuren haben Makel, doch auch einen liebenswerten Kern. Dabei gilt: Ein bisschen Kitsch und Glamour haben noch keinem bzw. keiner geschadet :*