Foto: Andreas Lander
Manchmal bekomme ich die Gelegenheit, ein Stück ein zweites mal zu sehen, aber anders inszeniert an einem anderen Theater. Bei Gift ist dies der Fall. Ich weiß um die Handlung und bin gespannt, inwiefern sich das Erlebnis verändert, wenn die Geschichte von einer großen Bühne ins Foyer des Schauspielhauses transferiert wird.
Zum zweiten mal wird aus der Assistentin Nina Baak die Regisseurin eines eigenen Stücks am Theater Magdeburg. Sie wählt dabei einen realistischen Erzählstil, fokussiert auf den Text (Dramaturgie: David Schliesing) und die Gefühlswelt der Protagonist*innen. Angepasst authentisch gestaltet sich die Ausstattung (Freya Elisabeth Partscht).
Die Bühne ist unmerklicher Teil einer Kapelle, in der sich die Zuschauenden befinden. Ungewohnt erscheint es, als die Darstellenden ihre Plätze in der ersten Sitzreihe am Altar einnehmen mit dem Rücken zum Publikum.
Es wird angemessen sein.
Es wird gut werden.
Das Spiel von Nadine Nollau und Wolfgang Boos ist aktiv, sodass die Zuschauer*innen sich bald als Teil des Geschehens wähnen. Das Foyer wird zum Ort, an dem sich zwei Menschen treffen, die früher miteinander lebten. Das Publikum wird unsichtbar und der Raum leert sich, um auf die Positionierung der beiden Protagonist*innen in der Welt zu warten. Eine Geschichte von essentieller Bedeutung verändert die Stimmung. Glaubwürdig berichten die Agierenden, wie es ihnen ergangen ist. Dabei entscheiden die Zuschauenden unfreiwillig zwischen den Varianten, mit dem Verlust eines geliebten Menschen umzugehen. Doch so einfach ist das nicht. Absolute Positionen bilden starre Strukturen, die mit der Gefühlswelt oft nicht vereinbar sind.
So auch hier.
Innerhalb einer Stunde werden wir Zeug*innen, wie zwei Personen gegeneinander kämpfen, sich beeindruckende Wortgefechte liefern, neue Seiten aneinander entdecken, ernüchtern, träumen, hoffen, lieben.
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