Wir haben Laura und Anna vom Concept Store Lokalgold für ein kurzes Interview getroffen und wollen euch einen Einblick in die Idee des Ladens geben!

Erzählt doch mal, wer ihr seid und welchen Hintergrund ihr beide habt.

LV: Wir haben beide im Sommersemester 2014 angefangen Industriedesign zu studieren und haben uns im Studium kennengelernt. Von Anfang an haben wir viel zusammen gearbeitet. Dann waren wir vor einem Jahr gemeinsam im Urlaub und haben da die Entscheidung getroffen, einen Laden zu eröffnen.
AR: Ja genau, wir haben darüber gesprochen wie wir beide uns die Zukunft vorstellen und haben festgestellt, dass wir beide dasselbe wollen und sind so auf die Idee gekommen.

Auf eurer Facebookseite kann man nachlesen, dass der Laden in Form eines Uniprojekts entstanden ist. Wie sah dieses Projekt aus?

LV: Jedes Semester findet das sogenannte “Projekt X” statt, bei dem jede*r Student*in die Möglichkeit bekommt eigene Ideen zu entwickeln und diese dann in Zusammenarbeit mit der Dozentin umsetzen kann und da haben wir bereits ein Konzept für einen Laden entworfen, weil wir uns gut vorstellen konnten, das auch einmal wirklich in der Zukunft umsetzen und dieses Konzept hat dann den Stein ins Rollen gebracht.

Kommt ihr aus Magdeburg?

AR: Ich komme aus Braunschweig und Laura ist aus Münster.

Und ihr habt Bock darauf dauerhaft in Magdeburg zu bleiben und euch hier “auszutoben”?

AR: Ja, wir fühlen uns hier beide wirklich wohl und haben auch schon früh festgestellt, dass wir uns vorstellen können hierzubleiben.

© Nadia Boltes

Seit wann gibt es euren Laden?

AR: Seit dem 25.03.2017

Was versteckt sich denn eigentlich hinter dem Namen “Concept Store”?

LV: Ein Concept Store ist ein Laden, der sich an eine bestimmte Zielgruppe richtet. Das Sortiment ist also nicht durch das Sortiment selbst bestimmt, sondern durch die Zielgruppe, die man damit ansprechen möchte und die besteht bei uns aus designinteressierten, jungen Leuten. In den ersten Wochen seit der Eröffnung hat sich außerdem bestätigt, dass es hauptsächlich Frauen sind, die unseren Laden besuchen und denen wollen wir natürlich auch was anbieten können. Im Moment findet man bei uns Schmuck, Lampen und Möbel.

Entwerft ihr beide auch selbst Gegenstände, die man hier im Laden kaufen kann oder verkauft ihr nur Produkte von Drittanbieter*innen?

LV: Wir entwerfen auch selbst, aber eher kleinere Sachen, also keine Möbel beispielsweise, sondern eher Postkarten, Kerzenhalter usw.

© Nadia Boltes

Ich finde den Aspekt “Lokalgold” ganz cool, ihr sagt aber über euch selbst, dass man in eurem Laden auch überregionale Produkte finden kann. Wie wichtig ist es euch lokale Künstlerinnen und Künstler zu fördern und für deren Werke eine Art Plattform zu bieten?

AR: In Magdeburg und der Umgebung gibt es leider wenig Ausstellungsflächen, viele wissen zum Beispiel nicht, dass hier die Möglichkeit besteht Industriedesign zu studieren und von vielen Produkten, die hier entstehen, weiß einfach niemand, deshalb war unsere Idee schon lokale Designer*innen und Kreative zu unterstützen, in dem wir ihnen eine Ausstellungsfläche bieten. Aber wir haben durchaus auch Produkte aus Weimar oder Halle im Sortiment, weil wir uns auch gerne von neuen Produkten überzeugen lassen wollen, unabhängig davon wo sie produziert wurden. Es soll aber bei “made in Germany” bleiben. Wir legen also großen Wert darauf, dass das, was wir hier verkaufen, nicht nur in Deutschland entworfen, sondern auch hier und nicht günstig in Polen oder China produziert wurde.

Und wenn ich jetzt zum Beispiel Postkarten designe, dann komme ich hierher und zahle eine kleine Miete dafür, dass ihr das hier ausstellt oder wie ist eure Regelung?

LV: Nein, man muss keine Miete bezahlen, wir arbeiten hier auf Provisionsbasis. Wir nehmen die Gegenstände auf Kommission auf und für jedes verkaufte Produkt bekommt der_die Hersteller*in einen bestimmten Prozentsatz des Umsatzes ausgezahlt.

AR: Wir wissen ja selber, gerade als junge Designerinnen: Wir haben weder das Geld die Sachen einzukaufen und zu verkaufen noch haben die Designer*innen das Geld hier monatlich Miete zu bezahlen, gerade wenn der Fall eintreten sollte, dass vielleicht kein einziges Produkt verkauft wird, deswegen ist das eine Win-Win-Situation für beide Seiten.

Ich finde die Idee ziemlich mutig gerade in Magdeburg. Wie sind die ersten Monate angelaufen? Seid ihr zufrieden?

AR: Ja, ich würde sagen unsere Rechnung ist bisher aufgegangen. Es könnte natürlich immer noch besser laufen. Es gibt auch Tage, an denen hier keiner vorbeikommt, genauso gibt es aber auch Tage an denen wir hier einige fremde Gesichter begrüßen dürfen.

LV: Die meisten, die hier herkommen, kaufen dann auch was.

AR: Es ist in den meisten Fällen wirklich ein gezieltes Herkommen. Wir wissen, dass wir hier aufgrund der Lage des Ladens nicht die Laufkundschaft haben, aber die sprechen wir auch nicht unbedingt an. Klar, könnte es noch besser laufen, aber von der Planung her ist es in Ordnung und wir wissen auch, dass wir mehr Werbung machen müssen, aber dazu müssen wir erstmal die Mittel auftreiben, also alles nach und nach. Wir wollen zum Beispiel die Beschilderung noch besser machen.

Es ist ja als Uniprojekt gestartet, soll es das auch bleiben oder habt ihr euch dazu entschieden dieses Projekt auch längerfristig zu betreiben und euch damit von der Uni abzukapseln?

AR: Das Uniprojekt war quasi das Konzept zu erstellen, das Logo zu entwerfen und alles, was dazu gehört. Das ist mit der Eröffnung abgeschlossen gewesen und seitdem ist es “unser Projekt”. Wir wollen aber trotzdem gerne noch weiter mit der Uni zusammenarbeiten, also dass wir uns beispielsweise auch vorstellen könnten, Produkte anderer Studierender hier auszustellen.

Gerade als Student*in stell ich es mir schwierig vor, über die notwendige Expertise zu verfügen, die dazu gehört einen Laden selbstständig zu führen. Habt ihr jemanden, der euch unterstützt bzw. mit Rat und Tat zur Seite stand?

LV: Es gab zwar keine konkrete Bezugsperson, aber wir haben uns hier und da immer wieder Tipps geholt und haben von uns aus viele Leute angesprochen, die uns dabei geholfen haben.

AR: Gerade bei finanziellen Fragen haben wir uns oft an das IGZ, also das Gründerzentrum, gewandt, das auch mit den Hochschulen zusammenarbeitet.

© Nadia Boltes

Was sind eure Ziele für die Zukunft? In welche Richtung wollt ihr mit dem Laden gehen?

AR: Wir wollen gerne einen eigenen Onlineshop etablieren, das ist ein Projekt fürs kommende Jahr.

Ihr seid ansässig im Kreativzentrum Forum Gestaltung in der Brandenburger Sraße. Seht ihr euch als Innenhofprojekt oder habt ihr gezielt nach dem Raum hier gesucht?

AR: Also wir haben nicht gezielt nach dem Raum gesucht, es war ein absoluter Zufall, dass wir hier gelandet sind. Wir kennen ja die Jungs von Unity, die haben hier ja vorher ihre Werkstatt drin gehabt und mussten den Raum verlassen, weil da drüber ja die Bühne vom Forum Gestaltung ist und ja, da kamen wir hier zu dem Raum und natürlich hat uns die Miete angesprochen und so sind wir hierher gezogen. Wir wollen auch mit dem Forum zusammenarbeiten, das war eigentlich auch von vorne herein geplant, aber hat bisher leider so noch nicht stattgefunden. Wir haben unsere normalen Öffnungszeiten und wir wollen natürlich auch öffnen, wenn das Forum bald z.B. draußen wieder das Sommertheater hat, auch um andere Leute anzuziehen. Zu solchen Veranstaltungen kommt ja auch immer noch anderes Publikum, das vielleicht bisher noch nicht über Facebook oder Instagram auf uns aufmerksam geworden ist, die wollen wir damit ansprechen.

Wie kamt ihr auf die Idee gleichzeitig noch ein kleines Café hier zu betreiben?

AR: Das liegt daran, dass wir es nicht so wollten, wie es ja normalerweise oft in Designgeschäften vorfindet, dass man einfach reingeht und Angst hat was anzufassen oder sich einfach mal hinzusetzen. Wir wollen eine Wohnzimmeratmosphäre schaffen, sodass man vielleicht auch einfach mal nur auf einen Kaffee vorbeikommt und sich was anschaut oder einfach mal rum guckt. Damit man auch einfach mal ins Gespräch kommen kann. Wir wissen beispielsweise von jedem Produkt welche*r Designer*in es hergestellt hat, wie er es hergestellt hat, aus welchem Material es besteht usw.

Seid ihr diejenigen, die gezielt nach Produkten suchen oder werdet ihr mittlerweile von den Designer*innen angesprochen?

LV: Am Anfang haben wir natürlich auch gesucht, aber mittlerweile kommt es schon oft vor, dass wir angesprochen werden. In Leipzig waren wir z.B. auf den designer’s open unterwegs und haben die Designer*innen da direkt angesprochen, wenn uns die Produkte gefallen haben oder über bekannte. Mittlerweile ist es aber eigentlich ein Selbstläufer geworden, dass die Leute sich bei uns melden und fragen, ob wir nicht Lust haben deren Produkte mit aufzunehmen.

Was ist euch abgesehen von dem regionalen Aspekt noch wichtig an den Produkten, die ihr für euren Laden auswählt?

LV: Es sollte möglichst nachhaltig produziert sein und wenn nicht nachhaltig, dann auf jeden fall recycled. Dann haben wir auch darauf geachtet, beispielsweise bei den Postkarten wo sie zb auch gedruckt wurden, auf welchem Papier usw.

Was ist euch denn noch wichtig zu erwähnen?

AR: Ich denke was uns ausmacht ist, dass wir die Sachen nicht nur verkaufen wollen, sondern dass wir uns eigentlich auch schon immer (oder zumindest seit langer Zeit) damit auseinander gesetzt haben, mit Einrichtung, mit Wohnungen, mit Möbeln und dass wir es tatsächlich auch selber studiert haben und dadurch was von unserem Fach verstehen.

LV: Wir sind nicht nur Händlerinnen, sondern auch Herstellerinnen. Wir wissen was hier im Laden steht und haben das Hintergrundwissen. Wir wissen wie es hergestellt ist, aus welchen Materialien es besteht, welche Möglichkeiten es auch gibt, wenn der Kunde oder die Kundin an dem Produkt gerne vor dem Kauf etwas verändern möchte oder bspw. einen Tisch in einer anderen Farbe erwerben will, dann können wir diese gerne vorher beraten und sie über ihre Möglichkeiten aufklären.

AR: was uns als Laden auch noch ausmacht, ist, dass wenn ein*e Kund*in hierherkommt und bpsw. sagt sie_er hätte gerne einen Tisch in den und den Maßen, dann können wir das leisten, da wir so eng mit Designer*innen zusammenarbeiten. Also man kann über alles sprechen und es kann so gut wie alles umgesetzt werden.

Dann euch erstmal vielen Dank für das Interview!

© Nadia Boltes

Interview: Laura und Nadia