Foto: Nilz Böhme
Ein Freund, ein guter Freund, das ist das schönste, was es gibt auf der Welt.
Ein Freund, bleibt immer Freund, auch wenn die ganze Welt zusammenfällt.
Freunde sind Familienersatz. Sie wissen Intimes über uns. Eine Freundschaft basiert wie eine Beziehung auf Kommunikation. Wie in jeder guten Beziehung gibt es Reibungspunkte, die der Partnerschaft helfen, zu wachsen oder der Trennungsgrund sein können. Die Frage ist bei solch einem Zwiespalt der Ansichten: Wie wichtig nehme ich mich und meine Meinung und wieviel wichtiger ist mir der Gegenüber? Bin ich in der Lage, seine bzw. ihre Position zu tolerieren oder zu akzeptieren? Würde ich für uns Kompromisse eingehen? Will ich meinen Einsatz in der Beziehung gegen den der/des anderen aufwiegen oder haben wir zu viel gemeinsam erlebt, das all diese Erbsenzählerei obsolet macht? Warum sind wir überhaupt befreundet? Was verbindet uns? Worauf gründet mein Vertrauen?
All dies sind mögliche Fragen im Kopf des Zuschauenden beim Erleben von Kunst. Dieses Stück von Yasmina Reza lehrt uns nicht nur kultiviertes Vokabular und wie sehr das Bild, das wir von jemandem haben von der Realität abweichen kann. Es zeigt uns auch, dass der Grund für eine Beziehung nicht immer rational begründet ist. Natürlich besteht irgendwo zwischen den Protagonisten eine Schnittstelle, dennoch belügen sie sich, reden hinter dem Rücken des einen über den anderen und schaffen es teilweise nicht, sachlich bzw. diplomatisch zu agieren.
Gute Freunde kann niemand trennen. Gute Freunde sind nie allein.
Die kultivierten Marc (Ralph Opferkuch) und Serge (Daniel Klausner) legen Wert auf Stil, philosophisches Palaber und Statusobjekte. Yvan (Lukas Paul Mundas) hingegen stolpert ein wenig planlos durchs Leben. Er legt keinen Wert darauf, andere zu verurteilen und versucht sich im Dreieck mit seinen „Freunden“ um Diplomatie. Dem Menschen soll erlaubt sein, zu tun, was ihm oder ihr Spaß macht. Auf Marcs Versuche, Serge aufgrund des Kaufes eines weißen Bildes mit weißen Streifen zu verurteilen, reagiert er gelassen: „Wenn es ihm Spaß macht und es keinem schadet“. Ist der eine besser als die anderen? Welches Leben ist mehr wert und was bedeutet dies für die Freundschaft der drei?
Bei „Kunst“ prallen verschiedene (Welt-) Ansichten aufeinander, ausgelöst durch die verschiedenen Sichtweisen auf ein Kunstwerk. Serge und Marc kanalisieren ihre Aggressionen, indem sie die Statusobjekte des anderen angreifen. Nach einer halben Stunde beginnt der Verfall. Dabei ist die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben unabhängig von Status und Stil der anderen. Aber es kann im Leben hilfreich sein, sich auf Freunde als Berater verlassen zu können, bevor man sich in kurzfristige Lösungen flüchtet, weil einem das langfristige Ziel fehlt. Das Leben besteht aus ständigen Lernprozessen, ob miteinander oder individuell. Nichts ist endgültig, auch nicht Kunst.
Hinterlasse einen Kommentar