Foto: Nilz Böhme
Wie oft hat sich jede*r schon über die Arbeit beschwert? Selten bleibt trotz Fleiß genug Geld für ein gutes Leben übrig. Erfolgsmeldungen von gesunkenen Ölpreisen oder steigenden Renten werden nicht mit einem Jubel begrüßt, weil der positive Effekt bei der Gesellschaft bisweilen nicht direkt zu spüren ist.
Was wäre nun, wenn der kleine Mann oder die kleine Miss es selber in der Hand hätte, zu entscheiden, wieviel ihm/ihr die Lebensmittel wert sind? Wieso sollen wir eigentlich die Fahrtkosten zur Arbeit selber tragen? Reicht es nicht, Lebensenergie in die Firma zu investieren? Und überhaupt, wer bestimmt denn hier über das System, wir Proletarier sind doch viel mehr? Warum sollen wir unsere Würde einsetzen, um uns von der Wirtschaft unterdrücken zu lassen mit nicht mehr als einem Hungerlohn, der uns an den Arbeitsplatz bindet?
Diese und andere Fragen behandelt Dario Fo’s Farce „Bezahlt wird nicht!“, die seit Dezember 2018 am Schauspielhaus gespielt wird. So wie die Thematik ist auch die Inszenierung publikumsnah, also gut überlegen bei der Platzwahl. Zwar handelt es sich um ein italienisches Stück, doch die Schauspielenden sprechen größtenteils in deutschen Dialekten (Berlin, Ruhrgebiet, Sachsen). Ein wenig gewöhnungsbedürftig, vor allem wenn sich der Zuschauende einer der Regionen zugehörig fühlt, aber es erfüllt seinen Zweck. Volksnah soll das Stück zum Nachdenken anregen. Nicht nur Buckeln, sondern mal reflektieren. Unterhaltsam, aber geschmackvoll wird die Macht der Bürger*innen hinterfragt, doch die Sozialkritik dabei in ein amüsantes Gewand gekleidet. Gekonnt treten die Darstellenden aus ihren Rollen, improvisieren und rezitieren Molière, wenn ihnen danach ist. Die Inszenierung von Peter Kleinert beweist charmant, dass Dario Fo’s Theaterstück aus den 1970er Jahren längst nicht an Aktualität verloren hat.
Und jetzt alle: „Bello, bello e impossibile …“
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