Ein Besuch im Kunstmuseum Kloster unser lieben Frauen lohnt sich immer. Was gibt es Schöneres, als dem stressigen Alltag für ein paar Stunden zu entkommen, ihn hinter den Mauern des beeindruckenden Gebäudes mitten in Magdeburg zurückzulassen und sich nur auf die Ausstellungen zu konzentrieren, die hier auf die Besucher*innen warten. Jeden Mittwoch um 12:30 wird beispielsweise unter dem Motto „Für den kleinen Kunsthunger zwischen den Wochenenden“ die Kunstpause angeboten, eine halbstündige kompakte Führung in einer Ausstellung.
Neu eröffnet wurde am Sonntag, den 19.05., die Ausstellung Weil ich geboren wurde, die sich dem Werk von Martin Assig widmet. Zu diesem Anlass und zum Internationalen Museumstag präsentiert sich das Kunstmuseum an diesem Sonntag im Mai in neuem (Sonnen-)licht. Die Menschen sitzen auf der Wiese am Südportal des Klosters, vor Nathan Coleys Beton-Skulptur For Other People, and Other Work. Das Betonpodest scheint zwischen den Bäumen zu schweben, an denen an diesem Tag Hängematten gespannt sind und zwischen denen die Menschen ihre bunten Decken ausgebreitet haben. Coleys Bühnenskulptur nimmt Bezug auf den öffentlichen Raum als Ort der Kunstrezeption und Aufenthaltsort. „Kunst wird benutzbar, der gewohnte Abstand zur Kunst schwindet hier konzeptionell und ganz real“, so heißt es in der Pressemitteilung des Kunstmuseums zur Eröffnung der Skulptur im September 2017.
Der Ansatz wird beim Museumslauschen Realität. Auf der Wiese hat das Lotenheim Kollektiv die Plattenteller aufgebaut, Billy Caso, Lazer Lucy und Raulito Wolf sorgen für musikalische Unterhaltung, während schiefdruff mit ihrer Siebdruckmaschine zum kreativ werden einladen.
Beschwingt durch die Musik und mit farbverschmierten Fingern geht es für die Besucher*innen zur Ausstellungseröffnung und zur TanzPerformance auf Martin Assigs Bodenkunstwerk in den beeindruckenden Hallen der Klosterkirche. Die umfangreiche Ausstellung, die das Kunstmuseum Martin Assig widmet, ist noch bis zum 1. September im Kunstmuseum zu sehen. In der Ausstellungsbeschreibung heißt es „Still und gebunden im Rätsel ihrer Erfindungsgabe öffnet die ungewöhnliche Bildwelt von Martin Assig viele Türen zu subjektiven Spiegelungen beim Betrachter. Den Zugang schaffen die Einfachheit, Wiederholung und Flächigkeit seiner Motive, verbunden mit einem hoch sensiblen Farbensinn. Als hätte der Künstler die Gabe, unter dem sichtbaren Äußeren das verborgene Innenleben hervorzukehren, wirken seine Werke oft wie Umschriften, in denen uns ein inneres Seelenleben in schlichten Mustern oder treffenden Aussagen begegnet.“ Den Zugang zu seinem Werk haben die Menschen, die sich nach dem Besuch der Ausstellung blinzelnd zurück ins Sonnenlicht tasten, gefunden. Sie sind sich einig, hierfür lohnt es sich, von der Wiese aufzustehen.
Inzwischen finden sich immer mehr Menschen vor und im Museum ein, Magdeburg kommt mal wieder zusammen, jung und alt trifft sich zu Kunst und Musik.
An diesem Tag wird klar, was vielleicht noch schöner ist, als der beschriebene Museumsbesuch um dem Alltag zu entkommen: Ein Museumsbesuch, bei dem Stress gar nicht erst aufkommt. Ein Museumsbesuch an einem Tag, in dem sich das Museum so schön natürlich in die Stadt einfügt und mit ihr interagiert. Ein Museumsbesuch, bei dem sich der Besuch dieser Ausstellung anfühlt wie eine notwendige Zutat für einen gelungenen sonnigen Sonntag im Mai in Magdeburg.
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