Am 20. April startet eine solidarische Stadtteiltour durch Magdeburg unter dem zentralen Motto „Die Wahl ist nicht genug“. Was steht hinter diese Idee? Wer organisiert diese Stadtteiltour und was wollen die Organisierenden damit bewirken? Diese und weitere Fragen stellten wir Christopher, der die Tour – zusammen mit vielen weiteren Personen – auf die Beine gestellt hat.
Hey Christopher! Du bist einer der Organisierenden der kommenden solidarischen Stadtteiltour. Was habt ihr denn konkret vor?
Christopher: Hallo liebe Magdeboogie-People, erst einmal vielen Dank für die Interviewanfrage und die Plattform, die ihr uns hiermit bietet. Die solidarische Stadtteiltour ist eine kleine Kampagne, die von Einzelpersonen, linken Gruppen und progressiven, zivilgesellschaftlichen Akteur*innen aus Magdeburg getragen wird und Veranstaltungen in verschiedenen Stadtteilen der Landeshauptstadt organisiert. Damit wollen wir die gesellschaftliche Linke und andere progressive Akteur*innen in Magdeburg vernetzen, stärken und ein wenig sturmfest gegenüber der düsteren Wahlprognose für Sachsen-Anhalt machen.
Die Landtagswahl gibt ja den Start für ein Super-Wahl-Jahr für uns in Magdeburg. Im September kommt die Bundestagswahl und vielleicht wählen wir ja auch noch einen neuen Oberbürgermeister, je nach dem wann Lutz Trümper in den Ruhestand geht. Was steht denn hinter eurem zentralen Slogan „Die Wahl ist nicht genug“?
Christopher: Der Slogan beruht auf unserem gemeinsamen Politikverständnis. Für uns bedeutet politische Partizipation nicht nur, dass wir alle paar Jahre mal zur Wahl gehen oder nicht. Ohne Frage sind Wahlen ein wichtiges politisches Instrument, was uns alle angeht. Letztliche haben Wahlen immer Auswirkungen auf unsere Lebensverhältnisse. Wir wollen mit dem Slogan aber klar machen, dass politisches Engagement in dem eigenen Stadtteil wichtig und notwendig ist, um die Gesellschaft im Kleinen und im Großen mitzugestalten und zu verändern. Deshalb wollen wir linke und progressive Einzelpersonen, Gruppen und andere Akteur:innen bestärken, vernetzen und verbinden.
Die Prognosen vor der Wahl sehen düster aus, nicht nur weil die AfD ihre Klientel scheinbar halten kann, sondern auch weil weite Teile der CDU in Sachsen-Anhalt stark nach rechts blinken und eine Zusammenarbeit mit den Nazis befürworten. Wir stehen für eine antifaschistische Gesellschaft.
Wir wollen auch nach Wahl in der Lage sein, uns politisch und gesellschaftlich in soziale Kämpfe einzumischen und dort eine Wirksamkeit zu entfalten. Das geht jedoch meist nur durch Bündnisse und einer Selbstorganisation außerhalb der Parlamente und der Parteien. Mit der solidarischen Stadtteiltour wollen wir versuchen, solche Prozesse innerhalb und zwischen den Stadtteilen zu fördern und zu unterstützen.
Viele Menschen sind an der Organisation der Tour beteiligt. Wie habt ihr euch zusammengefunden und wer ist denn mit dabei?
Christopher: Die Initialzündung entstand auf einen Vernetzungstreffen von verschiedenen linken Gruppen aus Magdeburg. Hierbei stellten wir zusammen fest, dass die Landtagswahl, trotz der erschreckenden Wahlprognosen, noch gar nicht wirklich auf unserer politischen Agenda stand. Zumindest hatte noch niemand Aktionen außerhalb der Kampagne von #Unteilbar geplant. Wir waren uns jedoch schnell einig, dass wir auch die Wahl nutzen wollen, um Kritik am derzeitigen politischen System zu formulieren, das oftmals doch nur diejenigen wahrnimmt, die eh schon etabliert sind. Marginalisierte Gruppen bleiben außenvor.
Da von den Magdeburger Gruppen nur wenige bei dem neuen #unteilbar-Bündnis Sachsen-Anhalt mitwirken, kam die Idee auf eine eigene kleine Kampagne für Magdeburg zu planen, ohne dabei in Konkurrenz zur #unteilbar-Kampagne zu treten. Die Vorstellung einer Stadtteiltour innerhalb von Magdeburg traf auf fruchtbaren Boden. Viele Gruppen bleiben häufig in ihren Kiezen. Das hat sicherlich auch gewisse Vorteile, aber dadurch bleibt mensch auch häufig in einer gewissen Blase. Diese wollen wir mit der Stadtteiltour durchbrechen, um neue stadtweite Kontakte herzustellen und alte Netzwerke zu festigen.
Die Kampagne wird bis jetzt von verschiedenen Gruppen und Einzelpersonen getragen, u. a. vom AK Antira Magdeburg, platz*machen, und der Kiezkommune Magdeburg-Stadtfeld.
Wie läuft die Stadtteiltour ab?
Christopher: Vom 20. April bis 5. Juni 2021 touren wir fast im Wochentakt durch sechs verschiedene Stadtteile in Magdeburg. Vier Stadtteile wurden von uns bewusst dort gewählt, wo wir als gesellschaftliche Linke sonst wenig oder gar nicht präsent sind. Gleichzeitig wollten wir auch dahingehen, wo die AfD hohe Wahlergebnisse bei der letzten Landtagswahl hatte, um den progressiven Leuten und Akteur*innen vor Ort zeigen, dass wir uns mit ihnen solidarisieren und dass wir uns gemeinsam gegen menschenverachtende Politik gerademachen.
Die einzelnen Veranstaltungen bieten dafür ein ganz unterschiedliches Programm, je nach dem worauf die Locals Lust hatten. Am 20. April startet die Stadtteiltour am Hasselbachplatz, u. a. mit einem Konzert von Microphone Mafia, Tabuterus und der Break Grenzen Crew. In Salbke wird es beispielsweise ein Straßenfest geben. Es wird auf jeden Fall ein buntes Programm. Seid gespannt!
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Was erwartet ihr von den verschiedenen Kundgebungen in Olvenstedt, Salbke oder Neustadt?
Christopher: Von den Veranstaltungen in Olvenstedt, Salbke und Neustadt erhoffen wir uns vor allem mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen und uns zu vernetzen. Häufig werden diese Stadtteile als Orte geframt, an denen es viele rechte Personen gibt. Wir würden uns freuen, dort auch progressive Personen, Gruppen und Organisationen kennenzulernen, sie zu bestärken und auch zukünftig mit ihnen in Kontakt zu bleiben.
Corona lassen wir nicht außen vor. Wie steht es um die Vereinbarkeit von Pandemie-Bedingungen, AHA-Regeln und euren Veranstaltungen?
Christopher: Wir wollen auf gar keinen Fall Menschen gefährden oder Situationen erzeugen, in denen sich Menschen auf Grund der Pandemie nicht wohlfühlen. Unsere Veranstaltungen sollen es ermöglichen, dass viele Menschen achtsam und bedacht zusammenzukommen können. Dafür werden wir für die einzelnen Veranstaltungen individuelle Hygienekonzepte entwickeln, die dies ermöglichen.
Das klingt ja spitze! Zu guter Letzt: Wie können sich Interessierte beteiligen und in ihren Stadtteilen einbringen?
Christopher: Wie gesagt: Wir wollen uns vernetzen und damit auch neue Einzelpersonen und Akteur*innen kennenlernen. Wir freuen uns deshalb, wenn Menschen aus den jeweiligen Stadtteilen unsere Veranstaltungen besuchen. Es wäre natürlich noch großartiger, wenn Menschen auch jetzt im Vorfeld auf uns zu kommen und Bock hätten, sich aktiv mit einzubringen. Hierfür sind wir offen und freuen uns über Unterstützung aller Art. Gerne auch spontan. Also wenn ihr Lust habt, einen Redebeitrag zu halten, einen Stand zu organisieren oder andere tolle Ideen im Rahmen der solidarischen Stadtteiltour umsetzen möchtet, meldet euch über die E-Mail-Adresse: kontakt@platzmachen.org
Wir freuen uns auf euch!
Vielen Dank für das offene Gespräch und viel Erfolg bei eurer solidarischen Stadtteiltour! Alle Termine der Tour findet ihr zeitnah in unserem Veranstaltungskalender.
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