Ein neuer Stadtteilladen hat in Stadtfeld eröffnet. Dahinter steht ein gemeinschaftliches Projekt. Mathias ist einer derjenigen Personen, die die Idee für den neuen Kiezladen namens „Mitmischen“ in der Maxim-Gorki-Straße hatten.

Hallo Mathias, was habt ihr in eurem Stadtteilladen „Mitmischen“ vor?

Wir wollen mit dem Stadtteilladen einen Raum für die Nachbarschaft in Stadtfeld schaffen. Hier sollen die verschiedensten Nachbar*innen zusammenkommen und sich austauschen können. Gleichzeitig wollen wir natürlich auch ermöglichen, dass die Nachbarschaft selbst im Kiez aktiv wird und sich gemeinsam organisiert. In Stadtfeld fehlt es leider an ähnlichen Räumen, die unkommerziell arbeiten und versuchen, eine breite Masse anzusprechen und für diese zugänglich zu sein. Gleichzeitig wollen wir auch Menschen, die sich bereits im Stadtteil oder darüber hinaus engagieren, einen Freiraum bieten, um aktiv zu werden und ihre eigenen Aktivitäten umzusetzen.

Welche konkreten Angebote stehen jetzt schon auf eurer Agenda?

Bisher befinden wir uns ein wenig im Übergang zum Normalbetrieb. Das hängt schlicht viel mit der Pandemie zusammen. Momentan ist die Inzidenz glücklicherweise so gering, dass das Ansteckungsrisiko gering ist. Momentan bietet die Freie Arbeiter*innen Union Magdeburg, eine unabhängige Gewerkschaft, regelmäßig eine gewerkschaftliche Sprechstunde sowie eine Erwerbslosenberatung bei uns an. Die Kiezkommune Stadtfeld organisiert alle zwei Wochen montags mit der Kiezkantine leckere Speisen gegen Spende. Außerdem bietet die Kiezkommune einen Spieleabend sowie einen Frauen-Treff an. Darüber hinaus gibt es aber auch immer wieder unregelmäßige Events wie Nachmittage mit Kaffee und Kuchen oder auch – vom Jugendrat organisiert – Abende für Jugendliche. Wir laden explizit die Menschen in unserer Nachbarschaft ein, eigene Angebote zu schaffen. Wer also einen Wunsch oder auch eine konkrete Idee hat und einen passenden Raum sucht, kann uns gerne Kontaktieren.

Hinter dem Laden steht eine aktive Gruppe, die den Laden ehrenamtlich betreibt. Wo kommt ihr her und mit welcher Motivation habt ihr den Laden aufgebaut?

Anfang 2020 haben wir uns in einer kleinen Gruppe zusammengefunden. Fast alle von uns sind auch in anderen Gruppen in der Stadt aktiv und sahen die Notwendigkeit für einen unabhängigen Stadtteilladen in Stadtfeld. Nach kurzer Zeit stand dann auch schon der grobe Plan, was wir aufbauen wollen und dann ging es auch schon an die Raumsuche. Nach einigen Wochen haben wir dann den passenden Raum in der Maxim-Gorki-Straße 40, das ehemalige Brautmodengeschäft, gefunden.

© Oliver Wiebe

Seit Jahresbeginn habt ihr eine geeignete Ladenfläche für euren Kiezladen gesucht. Dann hat die Corona-Pandemie euch erstmal einen Strich durch die Rechnung gemacht und es folgte ein langer Lockdown. Wie seid ihr damit zurechtgekommen? Wie konntet ihr euch über Wasser halten?

Zu Beginn war die Pandemie erstmal kein großes Hindernis, da wir mit der Einrichtung des Ladens beschäftigt waren. Corona hat allerdings im Endeffekt dazu geführt, dass wir nicht mit einem Paukenschlag starten konnten, sondern gucken mussten, wie die pandemische Lage ist und welche Angebote umgesetzt werden können. Los ging es mit der Kiezkantine, als wir unter strengen Hygieneregeln veganes Abendessen zum Mitnehmen angeboten haben. Als kluge Entscheidung hat sich aber definitiv gezeigt, dass wir uns nicht von Fördermitteln oder Einnahmen finanzieren, sondern hauptsächlich durch Spenden, die größtenteils aus unseren privaten Taschen stammen. Dadurch hatten wir ein festes Budget und mussten keine finanziellen Engpässe durch die Pandemie befürchten.

Ein paar Worte zum Stadtteil, wo ihr aktiv seid. Stadtfeld gilt ja als Viertel der Studierenden und jungen Familien, zugleich ist Stadtfeld Ost das bevölkerungsreichste Quartier in ganz Magdeburg. Wieso habt ihr den Laden genau hier eröffnet und was wollt ihr zusammen mit den Stadtfelder*innen bewegen?

Stadtfeld ist und war schon immer ein Familien-Stadtteil und seit Jahren sicherlich auch ein Hotspot für Studierende. Aber der Stadtteil ist da doch viel diverser, als er oft dargestellt wird. Nur bekommen viele Menschen dies kaum mit, da einfach der Kontakt zur Nachbarschaft fehlt. Wer tagsüber unter der Woche und außerhalb der Semesterferien mal in den Straßen Stadtfelds unterwegs ist, wird schnell merken, dass hier auch sehr viele ältere Menschen wohnen. Und auch auf anderen Ebenen ist Stadtfeld ein diverser Stadtteil. Um das aber erstmal wahrnehmen zu können, braucht es einen Ort, wo sich die Menschen treffen können. Genau das wollen wir mit dem Laden erreichen. Wir möchten die Solidarität unter den Menschen fördern. Jede*r hat sicherlich mal ein Problem, wo er*sie nicht weiterweiß. Eine solidarische Nachbarschaft ist in solchen Situationen goldwert.

Danke sehr für die offenen Worte!