Die Musik setzt ein, die Tür schließt sich. Sogleich beginnen vier junge, schwarz gekleidete Frauen, den Blick ins Publikum gerichtet, zu erzählen. Das Publikum ist mit einem Mal der Innenwelt der weiblichen Protagonistin ausgesetzt. Sie befindet sich in der Auseinandersetzung mit sich selbst und den an sie gerichteten Anforderungen der Welt. Gedankenlesen braucht es heute nicht: sie werden uns auf der Bühne serviert. Die Themenvielfalt, die geradezu über einen hereinbricht, reicht von Liebeskummer, Schönheitswahn, Konsumdruck und Selbstoptimierung, hin zu Kapitalismuskritik, Gewalttaten, Klimakrise und Weltuntergangsangst. 

Der Text von Sybille Berg, welcher 2013 für “eine Person und mehrere Stimmen” verfasst wurde, wird in der Inszenierung von Tjana Thiessenhusen von vier mitreißenden Schauspielerinnen (Marie Scharf, Maike Schroeter, Carmen Steinert & Isabel Will) zum Leben erweckt. Die kreisend wechselnden Wortbeiträge lassen die Abgrenzung zwischen ihnen dynamisch verschwimmen. Ist das jetzt eine Person oder mehrere, die hier mit den Anforderungen des modernen Lebens abrechnen? Und wer ist eigentlich Paul? 

Der als Monolog angelegte Text scheint die Vielstimmigkeit einer Generation abzubilden. Wie anstrengend das Erwachsenwerden für Frauen* in modernen Zeiten ist, wird mit jedem neuen Thema spürbarer. Da ist dieses „Draußen“, welches das „Drinnen“ immer enger zu machen scheint.

Zwischen Zynismus und Sehnsucht schwankend, werden die widersprüchlichen Anforderungen von und an junge Frauen* bilanziert. Die Musik und die ausdrucksstarken Darstellungen durchbrechen gekonnt die Schwere. Das ironisch Überspitzte bringt erleichternden Abstand. Immer wieder lacht es im Publikum auf. Mit Begeisterung möchte man zustimmen.

Es hat etwas Befreiendes, dieser Abrechnung mit den Erwartungen des “Draußen” beizuwohnen, vor dem sich die Protagonistin zurückgezogen hat.

Das Stück gibt einen hervorragenden Einblick in das weibliche Lebensgefühl, welches auch Männern* die weibliche Perspektive erfahrbar macht, während sie zugleich bei sich selbst Parallelen wiedererkennen können.

Vielleicht liegt genau darin die Stärke des Stücks: die innere Zerrissenheit und der Druck von außen ist uns allen nicht fremd. Dies zu erleben schafft womöglich ein Gefühl von Verbundenheit.

 

Fazit: #mitreißend #dynamisch #pointiert

Das Stück “Und jetzt: die Welt! oder es sagt mir nichts, das sogenannte draußen” feierte am 03.03.2022 im Schauspielhaus Magdeburg Premiere.

Nächste Vorstellungen:

Sonntag, 06.03.2022 um 19:30 Uhr – ausverkauft –

Freitag, 18.03.2022 um 19:30 Uhr – ausverkauft –

Sonntag, 03.04.2022 um 19:30 Uhr

Freitag, 08.04.2022 um 19:30 Uhr

Foto: (c) Nils Böhme

Weitere Infos findet ihr auf www.theater-magdeburg.de.