Anna Skryleva, seit der Spielzeit 2019/20 Generalmusikdirektorin in der Elbestadt, dirigiert am Theater Magdeburg Opern, Ballette sowie Konzerte der Magdeburgischen Philharmonie und ist darüber hinaus als Komponistin tätig. Spoiler: Beim 10. Sinfoniekonzert im Juni 2024 wird Anna Skrylevas Komposition Mirror nach ihrem gleichnamigen Gedicht zum Abschluss der Spielzeit uraufgeführt!

Aber bleiben wir beim Auftakt der Spielzeit: Neben den monatlichen Sinfoniekonzerten, Kammerkonzerten im Schauspielhaus und Sonderkonzerten, z.B. zu Weihnachten und Neujahr, verspricht der Spielplan neue und kurzweilige Formate, die klassische Musik für Jung und Alt zugänglich und erlebbar machen wollen.

Im Gespräch mit Anna Skryleva möchten wir euch ein solches Format vorstellen: Die Sonntagsmatinéen.

© Kathrin Singer

Seit wann gibt es die Reihe „Sonntagsmatinée“ am Theater Magdeburg und was möchtet ihr mit den Konzerten vermitteln?

Die Sonntagsmatinéen gibt es seit der Spielzeit 2022/23. Das ist ein neues Format. Das Konzept habe nicht ich erfunden, das machen viele Theater und Konzerthäuser. Es ist ein gutes Format für Familien, für Leute, die öfters Sinfoniekonzerte besuchen oder für Leute, die noch nie in einem klassischen Konzert waren. Alle können ohne ein Vorwissen und ohne Berührungsängste einfach zum Konzert kommen und wir erklären ihnen ein Stück anhand musikalischer Beispiele. Wir machen daraus keinen wissenschaftlichen Vortrag, sondern versuchen das zugänglich herüberzubringen.

Meistens spielen wir Stücke, die eine klare Geschichte haben. Ich moderiere und erzähle diese Geschichte und dann spielen wir das Werk auch einmal durch. Danach können die Besucher:innen das Stück besser verstehen und können klare Bilder davon bekommen. Nach dem ersten Matinéekonzert, dass wir im September 2022 gespielt haben, hat mich eine Frau angesprochen, die zuvor das Sinfoniekonzert besucht hatte und am Sonntag nochmal gekommen war und sie sagte, danach habe sie viel mehr vom Stück verstanden.

Ein Konzert in der Reihe der Sonntagsmatinéen dauert etwa eine Stunde. Es beginnt jeweils um 11 Uhr und danach können die Besucher:innen zum Brunchen oder Mittagessen übergehen und den Sonntag genießen.

Was ist euch bei der Auswahl der Stücke wichtig?

Wir versuchen Stücke zu nehmen, die schon ein klares Programm haben. In unserem ersten Matinéekonzert haben wir die Scheherazade von Nikolai Rimski-Korsakow gespielt. Das ist eine Programmmusik, bei der er wirklich in jedem Satz deutliche Geschichten erzählt und da konnte ich super zu den Geschichten aus Tausendundeiner Nacht sprechen: Worum geht es in diesem Stück, was passiert an welcher Stelle, welches Thema beschreibt wen usw.

Wie wurden die Sonntagsmatinéen in der letzten Spielzeit vom Publikum angenommen?

Angenommen wurden sie sehr gut, aber leider sind sie noch nicht so gut besucht. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen in Magdeburg länger brauchen, bis eine Veranstaltung wirklich wahrgenommen wird und sich herumspricht. 11 Uhr am Mittag ist eine Zeit, wo die meisten Menschen während der Woche keine Zeit haben, sich mit Freund:innen oder der Familie zu treffen. Da ist der Sonntag eine schöne Gelegenheit, gemeinsam etwas zu erleben und Neues zu erfahren. Es gibt keine Altersgrenze für dieses Format, jede:r ist willkommen.

Ich kann die Magdeburger:innen nur dazu motivieren, ins Theater zu kommen, Konzerte zu besuchen und sich zu treffen. Mit unserer Musik möchten wir positive Botschaften und Atmosphären vermitteln, sodass die Leute dadurch in den persönlichen Austausch treten können. Das ist auch unser Ziel, die Leute zusammenzubringen.

© Kathrin Singer

Worauf dürfen sich die Besucher:innen bei der 1. Sonntagsmatinée am Sonntag, den 24. September, freuen?

Im September spielen wir die Sinfonischen Tänze von Sergei Rachmaninow. Rachmaninow (1873 – 1943) war ein russischer Komponist, der nach der russischen Revolution zu Beginn des 20. Jh. Russland verließ und über Stationen in Europa in die USA emigrierte. Die Sinfonischen Tänze blieben seine letzte große Komposition. Es ist eine sehr schöne Musik mit großer Emotionalität. Bis heute wird gerätselt, welche Botschaften Rachmaninow in diesem Stück hineingesteckt hat. Darüber aber auch über seine interessante Persönlichkeit werde ich einiges erzählen und mit Musikbeispielen ergänzen.

Besonders ist der Einsatz eines Altsaxophons im ersten Satz, das eigentlich nicht zum klassischen Orchester gehört und eher an Jazz oder Pop erinnert. Rachmaninow aber hat diesem Instrument ein wichtiges Solo in seinem Werk gegeben.


Welche Highlights der kommenden Konzertsaison möchten Sie dem Publikum über die Sonntagsmatinéen hinaus ans Herz legen?

Es gibt verschiedene … Im Dezember (4. Sinfoniekonzert) spielen wir die Symphonie fantastique von Hector Berlioz, eine wunderschöne Musik. Im November (3. Sinfoniekonzert) spielen wir traditionell viel moderne Musik und es gibt einige experimentelle Stücke, die sehr spektakulär fürs Publikum sein werden, auch welche Instrumente dort zu hören sein werden. Das ist besonders für jüngere Leute ganz interessant, die mal etwas Verrücktes hören möchten. Tatsächlich bieten wir jeden Monat ein interessantes Programm …

Das komplette Programm, alle wichtigen Informationen zu den Sonntagsmatinéen, den Konzertterminen und den Tickets gibt es auf der Webseite des Theater Magdeburg.

© Kathrin Singer

Tipp: Ab dieser Spielzeit kann das Last Minute Ticket für Schüler:innen und Student:innen (12 Euro die Karte!) für die Sinfoniekonzerte der Magdeburgischen Philharmonie nicht erst 30 Minuten vor Vorstellung, sondern bereits 5 Tage im Voraus an der Theaterkasse im Opernhaus erworben werden!

Wir danken Anna Skryleva für das schöne Gespräch und wünschen alles Gute für die neue Konzertsaison!

Text: Tobias Bachmann