Foto: Andreas Lander
Das Stück, basierend auf dem Roman von Clemens Meyer, befasst sich mit dem Thema Freundschaft, aber auch mit der Ratlosigkeit des Individuums in einem System, das sich stets um die Bedürfnisse des Kollektivs dreht. Hinzu kommt die Wende, welche das „Alles ist möglich“-Prinzip propagiert. Wie soll der Mensch mit all dem Potential umgehen? Vorbilder in unmittelbarer Nähe werden vergebens gesucht. Bei ihnen mangelt es an Themen. Sex, Alkohol sowie Sport bergen keinen essentiellen Mehrwert. Andere Erwachsene sind als Führungspersönlichkeiten vom Staat infiltriert, sodass sie keinen Zugang zu den Heranwachsenden finden. Die Jungs (Konstantin Lindhorst, Konstantin Marsch, Ralph Opferkuch, Philipp Quest, Alexander von Säbel) fühlen sich als Gruppe besonders stark, aber gestehen sich ihre persönlichen Träume nicht ein, denn das macht sie verletzlich, selbst im Rahmen der engsten Vertrauten. Fatal, was daraus resultiert. Ergreifend, wie die Schicksale auf das Publikum wirken. Der Tatendrang, der Aktionismus, um zu (über-)leben, als allgegenwärtiges Risiko.
Aus dem Ensemble hervorstechend, ist Michaela Winterstein in der Lage, verschiedene Facetten der erwachsenen Welt mit Herz zu verkörpern. Sie ist sowohl stark und exzessiv als auch melancholisch und zerbrechlich. Generell sind die Charaktere der Inszenierung von Alexandra Wilke gefangen, könnten ausbrechen und der Zuschauer wünscht ihnen Glück dabei. Das verdient ein jeder. Eingesperrt sind sie alle. Strukturen, fehlende Perspektiven bzw. Sehnsucht nach Liebe halten sie im gewohnten Schema fest. Hoffnung existiert oft über musikalische Mittel, die gleichzeitig in Zusammenarbeit mit Lichteffekten und der Discokugel agieren.
„Als wir träumten“ präsentiert eine vergangene Generation und nimmt den Zuschauer dank einer minimalen, aber bezaubernden Ausstattung (Thomas Weinhold) mit auf eine Reise weg vom eigenen Alltag hin zu einer Konfrontation mit unseren Ängsten und Ideen. Das Stück weiß gleichermaßen zu begeistern und Betroffenheit im Zuschauer hervorzurufen. Es eignet sich für Menschen, die die Wendezeit miterlebten, aber auch für die jüngeren Jahrgänge werden Identifikationspunkte geschaffen. Die Akteure auf der Bühne liefern eine überzeugende Studie des Lebens von Jugendlichen.
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