In mir brennt ein Feuer und das brennt für Geld!

Eine Ode an die Selbstbestimmung als Kampfansage an die Trägheit. Und doch geht es die ganze Zeit nur um Finanzen und Besitz. Ein glücklicher Mensch definiert sich laut CJ (Raphael Kübler) nicht über soziales Engagement, Talente oder Fähigkeiten, sondern agiert berechnend im Effizienzmodus.

Für „Gerechtes Geld“ von Michael Yates Crawley in der Inszenierung am Schauspielhaus bedeutet dies:

Die Zuschauenden finden sich unvermutet in einem Fernsehstudio wieder, wo die wöchentliche Ratgebersendung von CJ produziert wird. Der Gastgeber ist Vorstand eines erfolgreichen Hedgefonds, was ihn für die Moderation der Sendung qualifiziert. Er ist selbstsicher, manipulativ, geldgeil und extrovertiert. Die Atmosphäre ist kühl, die Gestaltung besticht durch vergoldetes Interieur, Flachbildschirme und Raphael Kübler als CJ – eine faszinierende Lichtgestalt der Finanzwelt. Bei „Gerechtes Geld“ handelt es sich um eine Dauerwerbesendung für das „Produkt“ CJ. Er braucht die Scheinwerfer und ständige Selbstbeweihräucherung, um sich seiner bewusst zu werden. Nichtsdestotrotz kommt das Publikum ins Reflektieren. Nach absolviertem Motivationstraining mittels Klickübungen, die der Gleichgültigkeit und Lethargie der ausgebeuteten Arbeiter*innen entgegensteuern, stellt CJ „sein“ Buch vor und gibt Einblick in verschiedene Kapitel, die den Zuschauenden Fehler im Umgang mit Geld verdeutlichen sollen. Allzugern unterlassen wir Gegenwehr z.B. in Bezug auf Steuern und Gebühren, weil es uns Energie kosten würde. Oft wissen wir nicht, an wen wir uns zwecks Beschwerden zu wenden haben und vermeiden diese deshalb, statt unser Recht einzufordern. Im Gespräch mit seiner imaginären Produzentin lässt sich CJ nicht den Mund verbieten. Das Leben ist kein Ponyhof, sondern ein Dschungel mit vielfältigen Lebensformen, dem Wandel unterworfen und gefährlich. Ein Überleben kann nur gesichert werden durch Visualisierung der eigenen Möglichkeiten. Je stärker die Imagination, desto höher die Überlebenschance. Der Moderator wirft mit Mantras um sich, wie:

Reinige dich von deinen Emotionen und Geld wird zu dir strömen wie Wasser.

Oder auch: Ich bin Kapitalismus.

In Anbetracht dieses auffälligen Verhaltens wirkt es ungewöhnlich, diesem Menschen Gefühle zuzugestehen, wenn ihn das Liebesgeständnis seines Assistenten aus dem Konzept bringt. Aber vielleicht ist das auch nur eine Taktik. CJ als Spieler im Urwald, der sich Leben nennt.