Ein frühsommerlicher Abend im in:takt, Stühle werden zurecht gerückt und Techniker*innen verkabeln den Laden. „Magdeburg’s Kultur im Diskurs“ hallt es immer wieder im Kopf. Etwas abseits vom Geschehen sitze ich mit Daniel Korenev, Student und Chefredakteur bei Guericke FM, zusammen. Wir unterhalten uns über die neue Kultursendung „Mein grüner Kaktus“, die Magdeburger Kulturlandschaft und über Mutmacher*innen. Schnell wird unser Blick auf einen Kaktus in mitten des Geschehens gelenkt. Mir fallen seine Wuchshöhe und die zahlreichen Signaturen und Skizzen auf dem Blumentopf auf. Diesen verdankt die zierliche Pflanze den vielen Kulturschaffenden, die aus dem Interview mit Daniel und seinem Team herauskommen und denen die Ehre gebührt, dem Kaktus beim Wachsen zu verhelfen.

Foto: Fabian Benecke

Verschiedene Vereine und Initiativen, darunter z.B. WesensArt Papeterie, Magdeburger Radkultur und das in:takt, standen schon vor dem Mikrofon. Sie bilden den Kern der Kultursendung, die seit Mitte Mai im Zweiwochen-Takt (Montag und Mittwoch um 14 Uhr) auf Guericke FM ausgestrahlt wird. Diese möchte Menschen zu Wort kommen lassen, die die Kulturlandschaft mit ihrer Arbeit bereichern, und ihnen die Möglichkeit geben, sich und ihr Projekt vorzustellen sowie Probleme anzusprechen. Damit soll der Diskurs über den Zustand und die Entwicklung der Kultur in Magdeburg vorangetrieben, offene Fragen beantwortet und Handlungsbedarf sichtbar gemacht werden. Das Medium „Hörfunk“ wird hier als zeitgemäßes Kommunikationsmittel genutzt. Die Sendung ist eines von 13 durch das Kulturhauptstadtbüro Magdeburg 2025 geförderten Projekten. Wobei die Entscheidung, sich für diese Förderung zu bewerben, sehr kurzfristig, um nicht zu sagen 2 Wochen vor der Anmeldefrist, fiel, erzählt mir Daniel. Daniel studiert im vierten Semester Cultural Engineering und kam zu Beginn seines Studiums erstmals mit dem studentischen Universitätsradio in Kontakt. Seit knapp einem Jahr teilt er sich mit seiner Teamkollegin Elena die Chefredaktion. Zusammen mit Bella und einem weiteren Daniel komplettieren sie das Gesicht hinter dem Projekt.

Foto: Matthias Sasse

Das Wichtigste für sie ist, Menschen zu begeistern und ihnen Impulse zu geben, sich mit der Magdeburger Kulturszene auseinanderzusetzen, das Potenzial zu erkennen und sich mit einzubringen. Hier kommt der Kaktus wieder ins Spiel. Dieser soll die Magdeburger Kulturlandschaft symbolisieren: Stachelig, aber robust und bereit, groß und stark zu werden. Die Menschen sind sehr gut vernetzt, vieles läuft partizipativ ab und jede Person kann sich in nahezu allen Bereichen, von Musik und Kulturvermittlung bis hin zu Sport, engagieren und ihre Ideen verwirklichen. Dennoch ist es schwierig, mit den Ideen die richtigen Personen zu erreichen. Behördengänge und Finanzierungsprobleme sind hier wichtige Stichworte. Mit einem breiten Lächeln erzählt mir Daniel von seinem Interview mit der Magdeburger Radkultur. Selten habe er sich so vertieft in ein Gespräch gefühlt, wie an diesem Tag. Die Magdeburger Radkultur deckt Schwachstellen in der Infrastruktur, vor allem in der für Radfahrende, auf und setzt sich mit zahlreichen Aktionen und Veranstaltungen für eine nachhaltige Mobilitätsentwicklung in der Elbestadt ein.

Foto: Fabian Benecke

Sich einbringen, mutig sein und machen – diese Schlüsselwörter höre ich an diesem Abend öfters. Die erste von insgesamt vier geplanten Livesendungen steht an. Das Thema: Leerstand und kulturelle Zwischennutzung in Magdeburg. Kurz vor 20 Uhr sind sämtliche Stühle im in:takt besetzt und auf dem Podium versammeln sich zum Teil bekannte Gesichter aus dem Wirtschaftsdezernat der Stadt, dem Vorstand der IG Innenstadt Magdeburg e.V., kulturell engagierte Studierende und, extra aus der Hansestadt angereist, eines der Gründungsmitglieder*innen der Zwischenzeitzentrale Bremen. Gleich am Anfang der Diskussion wird deutlich, dass Leerstand auch in Magdeburg ein großes Problem ist, was angegangen werden muss. Defizite zwischen den Wunsch nach konsumfreien, nachhaltigen Räumen und den wirtschaftlichen Interessen kommen zum Ausdruck, wenn gleich die Stadt u.a. mit der Einrichtung eines Leerstandsmanagement versucht, beiden Seiten entgegen zu kommen und so gerade auch jungen Menschen den Einstieg in die Projektarbeit erleichtern möchte. Am Ende der knapp zweistündigen Live-Übertragung bleibt ein stimmiger und optimistischer Eindruck zurück. Vor allem der Aufruf an die Jugend, mutig zu sein, zu eigenen Ideen zu stehen, nicht jedes „Nein“ zu akzeptieren und auch gegenüber Behörden und Vorgesetzten unverzagt mit Forderungen aufzutreten, rundet den Abend ab.

Foto: Fabian Benecke

Das Team von „Mein grüner Kaktus“ strahlt über beide Ohren hinweg und die Erleichterung über diesen gelungenen Auftakt ist deutlich zu spüren. Würde ein Titel für den Abend gesucht werden, wäre wohl keiner passender als das Motto zur Kulturhauptstadtbewerbung „Einfach MACHEN!“. In diesem Sinne findet bereits am 25. Juni die zweite Livesendung statt. Das Thema und weitere Informationen gibt es bald auf den Informationskanälen des Guericke FM und bei uns im Veranstaltungskalender. Stay tuned und bis dahin: Guericke FM einschalten!

Foto: Fabian Benecke